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Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit
Andreas Neumeier
Andreas Neumeier, Jahrgang 1966, studierte Anglistik, Ger­manistik, Psychologie und Jour­nalismus. Beim Auslands­stu­dium und als Basketballspieler für die University of Wolver­hamp­ton lernte er die Insel kennen und lieben. Nach der Ausbildung zum Bildredakteur in einer Fotoagentur in Mün­chen machte er sich als Reise­autor und Fotograf selbst­ständig und leitet seit 2003 seine eigene Agentur, in der sich Reisejournalismus und Fotografie ideal verbinden.
Vor etwas über 28 Jahren, zur Re­cher­che für die erste Auflage dieses Buches und nach den ersten paar Ta­gen in Schott­land, saß ich in einer ur­gemüt­li­chen Kneipe an der West­küste der High­lands, als die Türe aufging und ein an den Armen tä­towier­ter Mann ein­trat. „Ich habe ihn ge­kauft, ich ha­be den Leuchtturm ge­kauft“, strahlte er und warf gleich da­rauf eine Lokal­runde. Ich wirkte ver­mut­lich so er­staunt, dass er mir sofort an­sah, dass ich nicht aus der Gegend stamm­te. Er fragte mich nach meinem Getränke­wunsch und setzte sich zu mir. Roy Stoten, bis vor Kurzem noch Brum­mi­fahrer und nun stolzer Besitzer eines gan­zen Leucht­turms. Roy Stoten, Light­house, Glendale, so stand es auf seiner im­provisierten Karte.
Auf meinen Reisen durch Schottland sind inzwischen noch viele ein­präg­same Begegnungen dieser Art dazu­gekom­men, und doch erinnern sie mich oft an Roy, Sinnbild für die offen­herzige Freund­lichkeit, mit der die Men­schen hier auf Gäste und Aus­länder zu­gehen - ob im Gespräch mit dem freundlichen Guide im Floors Castle, nach den Highland Games in einem Pub in Inveraray oder in einem Mini­markt irgendwo auf den Hebriden­inseln. Ich wünsche Ihnen, liebe Schott­land-Freun­de, viele Begegnun­gen mit den Menschen, die in diesem Land Freund­lichkeit, Humor und eine unbändige Lebenslust ausstrahlen.
Orientiert in Schottland
Das Land im Profil
Schottland ist ...
Dudelsack, Schottenrock und Whisky, frittierte Schokoriegel und das fotoscheue Ungeheuer Nessie - oft bemühte Klischees. Jedoch gehören sie un­be­streit­bar und vor Ort unüber­sehbar zu Schottland wie Tatties und Neeps zum Nationalgericht Haggis. Und dann ist da noch die um­werfende warmherzige Gastfreundschaft der Schotten!
Fläche: 78.765 km2; im Vergleich: Deutschland 357.386 km2, Österreich 83.879 km2, Schweiz: 41.285 km2
Einwohner: gut 5,4 Mio., davon in Glasgow 626.410 und in Edinburgh 518.500.
Bevölkerungsdichte: 70 Einwohner pro km2; im Vergleich: Deutschland 226, Österreich 101, Schweiz 199
... Natur pur
Die schottische Landfläche besteht zu 25 % aus Naturparks. Es gibt 282 Mun­ros (Ber­ge über 3000 ft, also 914 m Hö­he), 30.000 Lochs und 6000 Flüsse. Und dann sind da noch 800 In­seln, von de­nen nur 120 bewohnt sind, die Hälfte da­von nicht größer als 8 km2. Die Küs­ten­linie inklusive Inseln beträgt statt­liche 10.000 km. Zwei Wochen sollten Sie für ei­ne entspannte Rund­tour min­des­tens ein­planen, drei Wochen, wenn Sie auch die traum­haften Hebriden oder die Shet­lands erforschen wollen.
... ein Individualisten-Traum
Schottland ist ein vergleichsweise klei­nes Land. Von keinem Ort sind es mehr als 70 km bis zur Küste. Die Fahrzeiten muss man dennoch großzügig be­mes­sen: Je wei­ter es in den Norden geht, des­to schma­ler werden die Straßen, oft belagern Schafe oder zottelige Hoch­land­rin­der stoisch kauend die Fahr­bahn. Abgelegene Küsten­ab­schnit­te oder einsame Hoch­land­re­gio­nen­ „er­fah­ren“ Sie am besten mit dem eigenen (Miet-)Fahrzeug, das ech­te Schott­land be­ginnt oft dort, wo der öffentliche Trans­port nicht mehr hin­reicht.
... viel mehr als Highlands
Das hügelige Grenzland zu England be­sticht­ mit eindrucksvollen Abteiruinen, dem Fluss Tweed und breiten sonnigen Küs­ten. In Zentralschottland begegnen Sie dem Erbe alter Völker, Königen, Er­fin­dern und illegalen Schnaps­bren­nern. Der Westen bietet atem­be­rau­ben­de Küsten und zahlreiche In­seln, dar­un­ter die Top-Destination Skye und die urig­e Insel Mull sowie auf den Äu­ßeren He­bri­den kilometerlange Traum­strän­de. Im Osten lockt der Cas­t­le Trail Bur­gen­fans, das hoch auf­ra­gen­de Cairn­gorm-Mas­siv und Schott­lands Gol­fer­küs­te sind et­was für Aktive. Die­ nörd­li­chen High­lands sind der In­begriff für un­berührte, wilde Na­tur, endlose Wei­ten und dra­matische Klippen an der Küste. Weit im Nor­den trum­p­fen die Orkney- und die Shet­land-In­seln­ noch einmal auf mit prä­his­torischem Erbe und spek­ta­ku­lä­ren­ Küsten.
... ein Sommerziel
Die beste Reisezeit liegt zwischen Mai und August. Als Faustregel gilt: im Wes­ten regenreicher und mil­der, im Os­ten sonniger und küh­ler. An der West­küste sorgt der Golf­strom für das mil­de Klima, in dem sogar sub­tr­o­pi­sche Pflanzen wach­sen. Die Belastung für Pollen-Al­ler­giker ist in den Som­mer­monaten vor allem in den High­lands und auf den Inseln aus­ge­spro­chen moderat.
... unabhängig
Der Nationalstolz und das schottische Stre­ben nach Unabhängigkeit vom Dau­er­rivalen England haben mit dem Bre­xit neuen Rückenwind erhalten, seit 62 % der Schotten beim Referendum für den Verbleib in der EU gestimmt ha­ben. Erstmals scheint eine „Tren­nung der Landesteile“ in greifbarer Nä­he. Doch welcher „Braveheart“ kann dem neuen Kapitel in der schottischen Ge­schichte ein Gesicht geben?
... sportlich und aktiv
Wandern, insbesondere Bergwandern, ist ein echter Volkssport, daher gibt es sehr gut angelegte und markierte Rou­ten für Einsteiger wie auch für Wan­der­pro­fis - vom einfachen Wald­spa­zier­gang­ bis hin zu mehrtägigen Tou­ren zwi­schen den Munro-Gipfeln oder auf dem West Highland Way.
Profis wie Anfänger kommen im Ho­me of Golf ins Schwärmen. Bis ins Jahr 1457 lässt sich das Spiel in Schott­land nach­weisen, Queen Ma­ry soll - nach der Ermordung ihres Gat­ten - zum Gol­fen gegangen sein.
Fürs Skifahren im Sommer eignet sich die Trockenpiste der Nevis Range bei­ Fort William. Lizenzen und Au­s­rüs­tung zum Fluss­angeln gibt es meist schon für kleines Geld. In­formationen zu Outdoor-Aktivitäten, Fahr­rad­verleih etc. finden Sie im Buch ab Link und in den Ortskapiteln.
... im Sommer stellenweise voll
Die spektakuläre Landschaft, Kulissen aus zahlreichen Blockbustern und nicht zuletzt Harry Potter locken Tau­sen­de Besucher an. Im Fo­kus sind vor allem die Isle of Skye, Glen­finnan, Eilean Donan Castle und natürlich die Haupt­stadt Edin­burgh. Auf den schma­len Single-track-roads an der West­küs­te wird es dann strecken­weise voll, und ohne Reservierung wird die Quar­tier­su­che­ deprimierend. Aber: Traum­haf­te Land­striche wie z. B. Ard­na­mur­chan­ oder die Applecross-Halb­insel lie­gen­ nur wenige Kilometer ab­seits der tou­ris­ti­schen Trampelpfade, au­then­tisch­ und ideal für Indivi­du­alisten.
Zu Fuß und mit dem Rad
Erlebnis Natur
Von der einfachen Wanderung auf den Arthur’s Seat, einen erloschenen Vulkan und Aussichts­punkt in Edinburgh, bis zur Herausforderung des West High­land Way zwischen Milngavie und Fort William - Schott­land bietet hervorragende Wan­der- und Radtouren für jeden Geschmack.
Landesweite Hiking-Touren gibt es auf Englisch unter www.walkhighlands.co.uk
Schottisches Bergwetter: www.mwis.org.uk
If you don’t like the weather, wait 5 minutes
„Wenn dir das Wetter nicht gefällt, war­te 5 Minuten“ - das Sprichwort be­schreibt die schottischen Wet­ter­wech­sel treffend. Wo ge­rade noch schönes Wet­ter war, zie­hen plötz­lich Nebel­bänke heran, wo man eben noch im Nie­sel stand, reißt der Him­mel mit einem spektakulären Regen­bogen auf.
Auf überraschend schnelle Wet­ter­wech­sel sollten Radler und Wanderer je­der­z­eit vorbereitet sein. Vor allem bei aus­gedehnten Touren gehört Funk­tions­kleidung dazu, die re­gen- und wind­fest und dabei at­mungs­ak­tiv ist. Ne­ben einer guten Outdoor-Ja­cke ist eine regenfeste Hose Grundausstat­tung. Trittfeste und was­ser­ab­weisende Wan­derschuhe sind auch für flaches Ge­lände ratsam, ein voll­ge­so­ge­nes Hei­de­stück oder ein Bach kön­nen sonst schnell zum un­über­wind­li­chen Hinder­nis werden.
Check, check
Schottlands „Munros“, „Corbetts“ und „Mary­lins“ (die Berghöhe macht den Un­ter­schied) sind ihrer Höhe nach für Mit­teleuropäer eher niedrig, ha­ben aber viel­fach hoch­al­pi­nen­ Charakter. Durch die Nähe zum At­lan­tik kann plötzlich Ne­bel die Sicht einschränken oder es set­zen sogar orkanartige Stürme ein. Jähr­lich lassen nach Angaben der Berg­ret­tung bis zu 50 unerfahrene oder schlecht ausgerüstete Wanderer ihr Le­ben, Tausende müssen aus Bergnot ge­ret­tet werden. Ben Nevis, mit 1345 m der höchste Gipfel, gilt aufgrund der vie­len To­desfälle inzwischen sogar als­ „Kil­ler­berg“.
Zu Ihrer Sicherheit: Unsere „Check­lis­te vor dem Auf­stieg“ finden Sie hier. Tipps für Bergsteiger und Wan­de­rer­ gibt es hier, Tipps für Rad­fah­rer hier.
Radtouren auf Bute
Unser Radler-Tipp: Der relativ fla­che In­sel­süden biet­et Rad­rund­wan­derungen mit 5, 16 und 35 km auf wenig befahrenen Stra­ßen. Ne­ben dem Rothesay Castle und dem mon­dänen Mount Stuart Hou­se la­den idyllische (Bade-)Buch­­ten zu­ Zwischen­stopps ein. Link
Victoria, Victoria!
Für die einsame Queen Victoria war die Lodge am Loch Muick ein Win­ter­mär­chen. Ob sie den dort be­gin­nenden An­stieg zum­ dramatisch in einem Fels­kes­sel ge­legenen Lochnagar-See jemals selbst unternommen hat, ist nicht über­lie­fert. Es ist damals wie heute eine majestätische Wanderung zwi­schen Rehen und Gämsen, wäh­rend sich der „Hofstaat“ im Tou­ris­ten­ort Bal­la­ter­ amüsiert. → Link
Leuchtturmromantik am Neist Point
Eine kurze Wanderung, fast schon ein Spa­ziergang zur äußersten westlichen Land­spitze auf der Isle of Skye, wären da nicht Hunderte steiler Trep­pen­stu­fen, die auch auf dem Rückweg wieder be­wäl­tigt werden müssen. Der „View­point“ mit Blick zum blendend wei­ßen Leucht­turm auf den Steilklippen und das Vogelgekreische der Drei­ze­hen­mö­wen in den Felsen lohnen die Schweiß­per­len. Traumkulisse, nicht nur bei Son­nenuntergang - wenn auch längst­ kein Geheimtipp mehr. Link
Wenn Ruinen erzählen - Boreraig & Suisnish
Wandern Sie in ein dunkles Kapitel der schot­tischen Geschichte, als wäh­rend der Clea­rances lebendige Ort­schaf­ten für vermeintlich profitablere Schaf­hal­tung entvölkert wurden. Mehr­stün­dige Rund­tour zwischen an­kla­gen­den Dorf­rui­nen, men­schen­lee­rer Wil­dnis und der idyllischen Kir­chen­ruine Cill Chri­osd am Ausgangspunkt. Link
Meine Lieblingswanderung und -radtour
Fernradweg Fort William - Inverness: in individuellen Etappen auf Radwegen am Ca­l­e­donian Canal und auf fast auto­frei­en Ne­benstrecken. Das Hebe­werk Nep­tu­ne’s Staircase und feine Aus­blicke auf Schottlands Bergriesen Ben Nevis sind die Landmarken der Tour. Spä­ter geht es am Ostufer des le­gen­dä­ren Loch Ness auf General Wade’s alter Mi­li­tär­stra­ße bis Inverness, dem „Tor zu den High­lands“. Link
Wanderung zum Hochlandsee Loch Bran­dy: Leider gibt es weder Bran­dy noch Whisky in einem der schöns­ten Hoch­landseen Schottlands! Um den al­ko­holfreien Gebirgssee zwi­schen steil auf­ragenden Bergflanken zu er­leben, lohnt diese mittelschwere He­raus­for­de­rung auf leicht begehbaren We­gen und mit grandiosen Blicken über das saftig-grü­ne Glen Clova un­be­dingt. Link
Die schönsten Roadtrips
Routen durch Schottland
Mit einem eigenen Fahrzeug erkunden Sie selbst entlegenste Orte bequem und unabhängig. Für Ihre Routenplanung geben Schottlands Top-Trails ein erstes Gerüst, bevor es mit den Karten und ausführlichen Orts­beschreibungen in diesem Buch ins De­tail geht.
Eine Übersicht von 26 weiteren Trails mit Fotos und Online-Karten finden Sie unter www.scotlandsgreattrails.com
Highlights in zwei Wochen
Der Dramaturgie der Landschaft ent­spre­chend, geht die „klassische Schott­land­route“ nach Ankunft in Newcastle oder am Flughafen von Edinburgh oder Glas­gow meist die Westküste hoch mit dem einen oder anderen Sprung auf die In­seln. Wer nicht schon nach dem Be­such bei Nessie über Inverness den Bo­gen zur Ostküste schlägt, fährt in der Re­gel auf den Single-track-roads der nörd­lichen Westküste bis zur zer­furch­ten Nordküste oder setzt auf die Ork­neys über. Haupt­aspekt ist dabei wie im­mer das Fort­be­we­gungs­mittel - und wie flexibel man hin­sicht­lich spon­ta­ner Plan­änderungen (Wan­de­run­gen, Sight­seeing, Foto­stopps­ etc.) und nicht zu­letzt wetterbedingt ist. Schottland-Ken­ner ha­ben bei jeder Reise neue Ziele im Blick, Ein­stei­gern sind die nach­fol­gen­den Trails­ - die sich nach Gusto kom­bi­nie­ren­ lassen - ein erster Leit­fad­en.
Victorian Heritage Trail
Queen Victoria und Prince Albert ver­lieb­ten sich bei ihrem ersten Besuch 1848 in das Tal am River Dee und rich­teten sich hier ihr Feriendomizil Bal­mo­ral Castle ein. Wandeln Sie auf den Spu­ren dieser beeindruckenden Queen, die ein gan­zes Zeitalter dominierte. Da­bei las­sen sich historische Orte und un­ter­schied­li­che Highlights bequem kom­bi­nie­ren: etwa die kö­nig­li­chen­ Schlös­ser Balmoral und Braemar, die Was­ser­fäl­le von Feugh oder die Whis­ky­bren­ne­rei Royal Lochnagar. Das west­liche En­de des Trails liegt bereits in den Cairn­gorm Mountains. Hier lohnt eine Wan­derung am Loch Muick zum Wochen­endhaus Glass-allt-Shiel von­ Queen Victoria. → orange
Castle Trail
Rund 70 (!) der be­ein­dru­ckends­ten­ Her­renhäuser, Ruinen und Wehr­bur­gen in der Region Aber­deen­shire sind für Ghostbuster, Castle-Sammler so­wie Hobbyfotografen auf einer eige­nen Route zusam­men­ge­fasst. Ver­passen Sie auf kei­nen Fall die pit­toreske und mys­ti­sche­ Ruine des Dunnottar Castle in ex­po­nier­ter Lage auf ei­nem 50 m ho­hen Fels­plateau über dem Meer oder die völlig intakte Turm­burg von Crai­gievar aus dem 16. Jh. mit ihren verspielten Türm­chen und Was­ser­spei­ern. → grün
Aberdeenshire Coastal Trail
Der kompakte Mix, nicht nur für Fa­mi­lien:­ Entlang der Küstenlinie süd­lich und nördlich von Aberdeen reihen sich schmu­cke Fischerhäfen wie Crovie oder Pennan, spektakuläre Felsbögen wie Bullers of Buchan und Portknockie, ki­lo­meterlange Sand­strände oder die ge­spenstischen Castles Slain und Dun­not­tar. Der gesamte Trail ist 265 km lang und kann in in­di­viduellen Wan­der­etap­pen, mit eigenem Fahrzeug oder öf­fent­lichen Ver­kehrs­mitteln erkundet wer­den. → rot
Traumhafte Bahnstrecke „Road to the Isles“
Harry Potter führt Regie, wenn Sie in zwei­stündiger Fahrt mit dem le­gen­dä­ren Hogwarts Express von Fort William zum Hafenort Mallaig reisen - mitten durch die Filmkulisse der zauberhaften Lochs Shiel und Eilt sowie durch atem­be­raubende Highland-Szenerie. Hö­he­punkt ist die Überquerung des Ei­sen­bahn­viadukts im Tal von Glenfinnan - stil­echt mit der Dampflok und langer Rauch­fahne. Parallel verläuft übrigens die nicht minder spektakuläre Auto­rou­te A 830. → blau
Malt Whisky Trail
Der Pfad zum flüssigen Gold ist si­cher einer der beliebesten Trails des Lan­des. Acht der insgesamt 40 Spey­side-De­stil­le­rien mit ihren cha­rak­te­ris­ti­schen Pago­den­tür­men sind über ein Netz von schma­len Landstraßen ver­bun­den. Vor der Besichtigung der al­ko­hol­ge­schwän­ger­ten Produktionsstätten mit ihren rie­si­gen Brennblasen stim­men pro­fes­sio­nel­le Multimediashows auf­ die Touren ein. Und für Autolenker gibt es statt des ob­ligatorischen Test-Dram am Ende je­der Tour ein Mi­nia­tur­fläsch­chen zum Mit­nehmen. → rosa
North Coast 500
Diese Autoroute entlang Schottlands schöns­ter Highland-Küstenlandschaft ist eine neue Marketinginitiative von VisitScotland, die den Tourismus in den Highlands weiter fördern soll. Für die vorgegebene Route sollten Sie min­des­tens fünf Tage einplanen. Wegen der tatsächlichen Fülle an land­schaft­li­chen Attrak­tio­nen zwischen Apple­cross, Durness und Duncansby Head kann die North Coast 500 für Indivi­dua­listen aber höchstens eine grobe Stre­cke­n­füh­rung­ darstellen. Infos unter www.northcoast500.com. → violett
Outdoors & Action
Schottland mit der Familie
Schottland mit Kindern - aber klar! Für jedes Alter gibt es einen Mix aus Action, Spaß, Natur und Fau­lenzen. Barfuss laufen am Strand oder per Segway durch Edin­burgh düsen, Lämmer mit der Flasche füttern oder Ge­fäng­niswärter im Inveraray Jail spie­len ... Die Liste ließe sich end­los fortsetzen.
Family-Infos
VisitScotland, die nationale Tou­ris­ten­organisation, gibt jährlich ak­tu­a­lisiert die Broschüre „Active in Scotland“ heraus. Darin finden Sie eine Fülle von fa­miliengerechten Angeboten und Ve­ranstaltungen, unter­teilt nach Regionen.
Outdoor-Spaß
Die größte Abwechslung bietet die Na­tur: am Strand Muscheln suchen, ein Shet­land-Pony streicheln, die drol­li­gen­ Puffins aus nächster Nähe erle­ben; Rob­ben und Delfine beobachten oder z. B. in Gairloch eine Whale-Watching-Tour unternehmen. Link
Bei den Highland Games, die im Som­mer im ganzen Land stattfinden, er­l­e­ben Kinder, dass es gar nicht so ein­fach ist, einen Dudelsack zu spielen. In die Welt von Harry Potter tauchen Jung und Alt auf der Fahrt mit dem Jacobite Train über das Viadukt von Glenfinnan ein (→ Link). Und eine Bootstour auf dem Loch Ness auf der Suche nach dem Un­geheuer darf nicht fehlen. Link
Stadt, Land, Fluss
Ein Erlebnis ist das weltweit ein­zig­ar­ti­ge­ Falkirk Wheel, ein riesiges Schiffs­he­be­werk, das den Forth-und-Clyde-Ka­nal­ mit dem höherliegenden Union-Ka­nal­ verbindet (→ Link). Gleich ne­ben­an die nächste Attraktion: The Kel­pies, zwei gewaltige Pferdeköpfe aus 300 Tonnen Stahl, die von innen be­sich­tigt werden können (→ Link).
Ältere Kinder, die Thrill lieben, lie­ben auch die Themen-Führungen in Edin­burgh: Einige davon führen in die ver­zweig­ten Gänge unter der Stadt. Gru­sel­fak­tor mit Augenzwinkern bei Dr. Jekyll &Mr. Hyde oder­ der legen­dä­ren Bloody Mary. Link
Burgfräulein und Ritter
Den sicher lustigsten Audioguide fin­den Sie im Doune Castle, dem Drehort des Klassikers „Die Ritter der Ko­kos­nuss“: Schauspieler Terry Jones prä­sen­tiert­ das Leben im Castle auf seine un­nach­ahmliche Weise. Link
Als James V. und Mary of Gui­se ver­klei­dete Schauspieler füh­ren an Wo­chen­enden bei der His­to­ry Hunters Tour durch Stirling Castle, wäh­rend Ihre Kinder unter „stren­ger Auf­sicht“ in der Palast­kü­che Teig kne­ten, den Boden schrub­ben und das wahre Leben der Die­ner­schaft ken­nenlernen. Link
Familien-Budget-Schonung
Wer viele besichtigen möchte, kann z. B. mit dem Scot­tish Ex­plo­rer Pass Geld sparen (→ Link). His­toric Scotland bietet auch Pau­scha­l­en für Ein­tri­t­te von Fa­mi­lien mit 2 Erwachsenen und bis zu 6 Kin­dern.
Glasgow bietet seinen Besuchern kos­ten­lo­sen Eintritt zu fast allen Se­hens­wür­digkeiten. In Edinburgh gilt das z. B. für das National Museum of Scot­land (spannend für Kinder!) oder das Mu­seum of Childhood mit nos­tal­gi­scher und interaktiver Tour durch die Spiel­zeugwelt.
Whisky, kindgerecht
Eingeschränkten Eintritt haben Kinder we­gen der alkohol­geschwän­ger­ten Luft in Whisky-Brennereien. Das Min­dest­al­ter variiert zwischen 8 und 12 Jahren.
Unterhaltsam und gänzlich pro­mil­le­frei ist eine Tour in ei­nem halben Whis­kyfass in The Scotch Whisky Ex­pe­rience in Edin­burgh mit fami­lien­freund­lichen Über­ra­schungs­effek­ten. Am Ende gibt’s für die­ Kleinen den „Er­satz­whisky“ Irn Bru. Link
Volljährig oder nicht?
Ein leidiges Thema: Nach dem Gesetz ist der Besuch eines Restaurants/Pubs mit Alkohollizenz erst ab 18 Jahren ge­stat­tet, am Eingang hängt im Regelfall ein­ Hinweis dazu aus. Mit „Children’s Cer­tificate“ markierte Lokalitäten sind für Kinder oder Familien geeignet, in man­chen Häusern findet man sogar ei­ge­ne Spielecken für Kinder.
Wo wohnen? Wie reisen?
Familien mit eigenem Pkw, die keine aus­ge­dehnten Roadtrips planen, son­dern sich auf bestimmte Regionen be­schrän­ken, finden Ferien­häuser mit fai­ren Preisen zum Beispiel un­ter www.cottageguide.co.uk oder www.welcomecottages.com. Mit „Rück­sicht auf an­de­re Gäste“ sind in ei­ni­gen Ho­tels und B&Bs Kinder „nicht vor­ge­se­hen“. Fa­mi­lien­zimmer werden aber in der Regel auch in Jugendherbergen und Bunk­hou­ses angeboten.
Schottland mit dem Wohnmobil ist ide­al für einen Urlaub mit Kindern und Ba­bys. Das Rei­sen mit Blechzelt hat hier eine lange Tra­di­tion, dement­sprechend gut ist auch­ der Standard auf Caravan- und Cam­pingplätzen. Auch „freies Cam­pen“ ist in nördlichen Re­gio­nen mög­lich - ideal für eine un­ab­hängige Etap­pen­pla­nung.
In jedem Fall gilt: Unterkünfte wie Cam­pingplätze für die Sommermonate früh­zeitig reservieren!
Unterwegs in Schottland
Südliche Lowlands
Die „Borders Region“ war schon im­mer Grenzland zu England, im Lauf der Geschichte kam es immer wieder zu Raubzügen, Brand­schatzungen und Grenz­ver­letzun­gen - auf beiden Seiten. Heute locken die „Ruinen­ro­man­tik“ und die vor­züg­lichen Wander­mög­lich­keiten ein friedfertiges Publikum an.
Borders Abbeys Way
Jed­burgh, Melrose, Dryburgh und Kelso sind klingende Namen für Fans von Klosterruinen und Gothic novels. Und für Wanderer! Für sie gibt es ein Faltblatt mit Über­sichts­kar­te und nützlichen Informationen zum 109 km langen Rundwanderweg unter www.scotborders.gov.uk.
Wir sind im vergleichsweise flachen und lieblichen Teil Schott­lands: Die südöstliche Region Borders prä­sentiert sich mit üppig grünen Wäl­dern im Inland und felsigen Buchten an der Ostküste; während im Süd­wes­ten Dum­fries and Galloway die Be­su­cher mit mo­deraten Hügeln und kilo­me­ter­wei­tem Blick von den lang­en sandigen Küs­tenstreifen am Sol­way Firth em­pfängt. Beide Teile sind also bestens ge­e­ignet für lange Wan­derungen in der Na­tur zwischen Rot­wild und Eich­hörn­chen, Rot­mi­la­nen und Fischadlern. Wer es pro­fes­sio­nell angehen will, kann sich auf den 341 km langen Southern Upland Way be­geben, der sich zwischen der West­küs­te bei Portpatrick bis Cockb­urns­path im Osten zieht und bei­de Teile der süd­lichen Lowlands ver­bindet. Wem das zu lang erscheint, fin­det spannende Ta­gestouren zwi­schen historischen Berg­bauorten, feu­da­len Herrenhäusern und romanti­schen Klosterruinen.
Beinahe Spiegelbild der Be­zie­hungen zwi­schen Schottland und England sind auch heute noch die spär­lichen Ver­kehrs­ver­bindungen im Grenz­land. Ge­ra­de einmal drei tra­di­tio­nel­le Rou­ten ste­hen für die Fahrt in Rich­tung Nor­den zur Verfügung: die An­reise über Gret­na Green, den welt­be­rühm­ten Grenz­ort für Aus­rei­ßerhoch­zei­ten, die Fahrt durchs „Nie­mands­land“ der dicht be­waldeten Parks Kiel­der Forest und Northumberland Na­tio­nal Park in die Herz­region der Borders oder die Küsten­strecke über St. Abbs hi­nauf nach Edin­burgh.
Es gab durchaus Zeiten, in denen man froh gewesen wäre, wenn Rei­sen­de die Bor­ders eilig wieder verlassen hät­ten. Dum­merweise dach­ten die rö­mi­schen Invasoren nicht da­ran und ver­such­ten, in den Bor­ders Fuß zu fassen, wovon noch heute ein paar militärische An­la­gen zeu­gen. In der Folge waren es Mönche, die nach der Grün­dung der großen Ab­teien der Bor­ders - Jed­burgh, Kelso, Dryburgh und Mel­rose - mit neuen re­vo­lu­tio­nä­ren Tech­ni­ken der Woll­ver­arbeitung den süd­li­chen Low­lands zur Blüte ver­hal­fen. Der zu­neh­men­de Wohl­stand der Ge­gend ani­mierte aller­dings auch im­mer mehr High­lan­der zu Beu­te­zü­gen in die Low­lands.
Einen entscheidenden Vorteil brach­te den südlichen Low­lands die Nähe zum Nach­barn Eng­land den­noch: So wur­de durch die Über­nahme der straf­feren englischen Ver­wal­tung (feu­dale Hie­r­ar­chie statt Clans­wesen) und be­son­ders durch den blü­henden Woll­han­del auf den von zahl­reichen In­vasoren an­gelegten Trans­port­wegen der Grund­stein für eine frühe Form der Markt­wirt­schaft gelegt. In ge­wissem Sin­ne bil­dete sich durch diese und ähn­li­che Ein­flüsse in den Lowlands eine eige­ne Ku­ltur her­aus und da­mit auch eine Art Trenn­linie, die die heu­tigen Einwohner noch im­mer (oder im­m­er mehr?) von den am al­ten Clans­we­sen orientierten Hoch­land­bewoh­nern un­ter­schei­det.
Was anschauen?
Melrose Abbey: Das Zister­zien­ser­klos­ter aus dem frühen 12. Jh. war sicher­lich eines der bedeutendsten des Lan­des. Hier soll das Herz von Robert the Bruce bestattet sein. Die ­Gemäuer gel­ten als Inbegriff der Ruinen­roman­tik. Nicht verpassen! Link
Gretna Green: Schauplatz der Aus­rei­ßer­hochzeiten mit dramatischen Ge­schic­hte der „Ehen über dem Amboss“! Link
Abbortsford House: stattliches Her­ren­haus mit Schreibstube und aus­ge­fal­le­nen An­ti­qui­tä­te­n des welt­be­rühm­ten Au­tors Sir Walter Scott. Link
Ruthwell-Kapelle: Das un­schein­bare Kirch­lein in der Nähe von Dumfries be­her­bergt ein riesiges Bild­kreuz, eines der wertvollsten Kunst­werke aus dem kel­tischen 7. Jh. Link
Was unternehmen?
Wanderung ins Glen Trool: herrliche Rou­te am gleichnamigen Loch, dem Schau­platz des ersten Sieges im schot­ti­schen Freiheitskampf. Link
Auf dem Coastal Trail ins St. Abbs Head Reserve: klasse Tour zwi­schen Fels­for­ma­tionen über dem gleich­namigen ma­lerischen Ha­fen­ort. Link
Caerlaverock Castle und Wetland Cen­tre: Nach der eindrucksvollen Was­ser­burg geht es zum Lehrpfad und zur Beo­bachtung von Schleiereulen und See­adlern. Link.
Was sonst noch?
Hawick Border Common Riding: Reiter­spek­takel, bei dem jeden Som­mer in der Borders-Region die his­to­ri­schen Grenz­patrouillen farbenfroh ge­feiert wer­den. Link