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Unterwegs mit Michael Müller
Jahrgang 1953, geboren in Ebermannstadt. Nach der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zog es ihn für einige Jahre nach Neuseeland und Ecuador. Dort begegnete er dem Reisejour­na­listen Martin Velbinger, mit dem er zusammen in Südamerika recherchierte - die Initialzün­dung für die berufliche Neu­orien­tierung, die 1979 in die Grün­dung des eigenen Verlags mündete.
Florenz ist eine Herausforderung: schon beim Ankommen aufgeregtes Kribbeln, denn die Recherche für die letzte Auflage liegt zwei Jahre zurück und alles muss wieder auf den Prüf­stand. Mit so vielen Kunst- und Kultur­stätten, Restaurants, Hotels und an­deren touristisch relevanten Adres­sen ein Mammutprogramm mit einer Fülle von Neuentdeckungen.
Nach dem wuseligen Florenz geht’s weiter ins dünn besiedelte Chian­ti­-Ge­biet. Auf mich warten Streifzüge durch kleine Städt­chen, Wanderungen durch stille Natur und Verkostungen in Wein­kellereien, in de­nen noch die Tra­dition und nicht Jonny der Che­mi­ker das Regiment führt. Und im Anschluss natürlich die einzigartigen Städte-Perlen Siena und San Gimignano.
Jeder Ort birgt wieder Erin­nerungen, vor allem an meine nachhaltigste Recherchereise: die vom Herbst 1988 mit Judit, damals Pro­motionsstudentin in Karlsruhe. Judit war von diesem Teil der Toskana so beein­druckt, dass sie schon bald ihre Zelte im Badischen abbrach und sich ganz dem Reise­füh­rer-Metier zuwandte. Und vielleicht war sie auch ein kleines biss­chen von ihrem damaligen Land­schafts­bild­erklärer beeindruckt. Hätte sie ihn sonst ge­hei­ratet?
In eigener Sache
Wegen der andauernden Corona-Pandemie sind Museen, Restaurants, Veranstaltungen usw. kurzfristig nur eingeschränkt oder gar nicht zu besuchen. Deswegen können nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem aktuellen Stand sein. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen, wo wir Sie über Ihr Reisegebiet auf dem Laufenden halten. Wenn Sie mögen, können Sie diesen Service mit eigenen Erfahrungen vor Ort unterstützen. Schreiben Sie uns unter info@michael-mueller-verlag.de, Stichwort „Reisebuch-Updates“. Wir sind dankbar für jeden aktuellen Hinweis.
Orientiert zwischen Florenz, Chianti und Siena
Die Region im Profil
Florenz, Siena, Chian­ti & Co. stehen für ...
Die Region im Herzen der Toskana bietet von allem das Beste. Ein Überfluss an Kunst­werken in der Renaissance-Metropole Florenz, eine Altstadt aus einem Guss mit dem schönsten Platz der Welt in Siena und intaktes Mittelalter unter den Türmen von San Gimignano. Dazwischen begegnet einem landschaftliche Bilderbuch-Toskana: Idyllisch ruhiges Landleben mit Wein,und Genuss - in einfachen schönen Landgasthäusern.
... urbanes Flair
Mit knapp 380.000 Einwohnern ist Florenz die achtgrößte Stadt Italiens. Doch jeden Sommer übertraf die Zahl an Touristen bislang die der Einwohner bei Weitem. Grund sind die zahllosen hoch­karätigen Kunstwerke und Muse­en - seit 1982 ist die Innenstadt Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Flo­renz ist zudem auch bei Studenten aus aller Welt beliebt. Was kann schöner sein, als hier, wo Techniken wie die Zentral­perspektive „entdeckt“ wurden, Kunst zu studieren?
Die Florentiner Eleganz ist dann ein weiteres Kapitel für sich! Im Stra­ßen­gewirr von Florenz einzutauchen, in den Boutiquen neueste Trends zu ent­decken und sich neu einzukleiden, macht Riesenspaß und entspricht Flo­ren­tiner Lebensgefühl. Treffpunkt ist stets die Piazza del Duomo.
Städtisches Flair besitzt auch das kom­pakte Siena ganz im Süden unserer Rei­se­region. Die Sieneser haben ihren ganz eigenen Stil: Elegant-traditionell und mit viel Verbundenheit zur Con­tra­da, dem Stadtteil, in dem man geboren wurde. Im Mittelpunkt der mit Fahnen geschmückten Stadtteile, der Platz, um den sich in Siena alles dreht - die Piazza del Campo. Trotz der Preise genau hier die blaue Stunde bei einem Aperitivo genießen.
... Landlust mit Kurven
Zwischen Florenz und Siena liegen nur etwa 50 km. Die alte Landstraße SS222 mit dem schönen Namen Chiantigiana windet sich durch das grü­ne Hügelland und verbindet die beiden Toskana-Me­tro­polen. Die Route führt durch Wald und kleine Wein­dörfer. Im Mittelalter er­bauten die Feudal­herren zahlreiche be­festigte Weiler und Burgen, die noch heute zwischen Rebhängen und be­wal­de­ten Hügeln auftauchen. Sowohl im Chianti als auch um San Gimignano und Colle Val d’Elsa lautet das Motto: Nach der Kurve noch ’ne Kurve. Unser Tipp: Lieber kürzere Aus­flüge planen und öfter mal an­halten! Und schon bei der Reise­pla­nung be­denken, dass das Chianti zwar für Eltern, aber nicht für Kinder auf der Rückbank ein Vergnügen ist.
... historische Konkurrenz
Florenz und Siena sind nicht nur die Eck­punkte Ihres Reisegebiets, die Stadtstaaten waren auch über Jahr­hunderte die politischen und kultu­rel­len Konkurrenten. Im Chianti kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwi­schen den Republiken, doch erst 1555 unterlag Siena Florenz endgültig. In Sachen Kunst und Architektur erwies sich der Wettbewerb allerdings als gran­diose Triebfeder.
... Bauernküche vom Feinsten
Die Cucina tipica toscana hält was sie verspricht: Sie ist bodenständig einfach und einfach köstlich! Allein bei dem Gedanken an eine Bistecca Fioren­tina, die auf Holzkohle gegrillt wurde und mit Rosmarinkartoffeln serviert wird, läuft einem das Wasser im Mun­de zu­sammen. Aber es muss nicht un­be­dingt dieses Riesenstück sein, schon die Fenchelsalami ist die Reise wert!
Keine Bange, auch Vegetarier finden auf den Speisekarten eine reiche Aus­wahl. Man nehme Tomaten, Sellerie, Zwiebeln, Basilikum, toskanisches Brot vom Vortag (!) und einen guten Schuss des ausgezeichneten Olivenöls; fertig sind Panzanella, Papa al pomodoro - mit Zugabe von Cavolo nero dem Schwarz­kohl - eine Ribollita, wie man sie nur hier genießen kann. Frischeste Zutaten machen hier selbst eine ein­fache Bruschetta zum Hochgenuss!
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... Wein-Legenden
Den passenden Wein zum guten Es­sen liefert das Chianti gleich mit. Nur inner­halb eines streng begrenzten Ge­biets pro­du­zieren Weinbauern unter Einhaltung detaillierter Vorgaben in Sachen Anbau im Weinberg sowie Ausbau im Keller die Weine, die sich nur dann Chianti Classico nennen dürfen. Mittlerweile gibt es vor Ort Konkurrenz auf höchstem Niveau: Mit Landweinen in der Bastflasche, die bei uns in den 70er-Jahren in Fein­kost­läden angeboten wurden, haben die Supertuscans von heute rein gar nichts mehr zu tun. Jenseits von jeglichen traditionellen Vorgaben produzieren innovative Win­zer Weine, die zu den Spitzen­gewächsen Italiens zählen.
Weißwein-Genießer kommen rund um San Gimignano auf ihre Kosten: In hellem Strohgelb, aromatisch-trocken und mit leichten 11 Prozent präsentiert sich der Vernaccia als her­vorragender Begleiter toskanischer Küche.
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Renaissance, Gotik und mehr
Erlebnis Kultur
Gestreifte Dome, großartige Plätze, epochemachende Gemälde wie Botticellis „Venus“ und in aller Welt bekannte Skulpturen wie Michelangelos „David“ - was auf der kleinen Fläche zwischen Florenz und Siena an Kunst anzutreffen ist, sprengt jeden Vergleich.
Vorab-Info Florenz: Museums-Hopper bestellen sich am Besten die Firenze Card auf www.firenzecard.it oder in der App Firenzecard. Familienmitglieder unter 18 J. nimmt man damit gratis mit, und das lange Anstehen erspart man sich auch. Mehr → hier
Drei große architektonische Gesamtkunstwerke
Florenz: politisch, kulturell und archi­tek­tonisch die Nummer eins. Hier ar­bei­teten die bedeutendsten Bau­meister, Maler und Bildhauer der Renaissance, darun­ter Filippo Brunel­leschi, Leo­nar­do da Vin­ci, Mi­chel­an­ge­lo und Raf­fael. Ihre Wer­ke sind nicht nur im Stadtbild, son­dern auch in großartigen Museen zu be­wun­dern, allen voran in den Uffizien.
Siena: das spätmittelalterliche Gegen­stück zur Renaissancestadt Florenz. In Sienas kultureller Blütezeit zwi­schen 1250 und 1350 sind un­zählige Stadt­paläste im gotischen Stil ent­standen. Prunkstück des siene­sischen Städte­baus ist das En­semble um den viel­leicht schöns­ten Platz Italiens, die mu­schel­förmige Piazza Il Campo mit dem majes­tä­ti­schen Palazzo Pubb­li­co und dem hoch in den Himmel ra­gen­den Torre del Mangia.
San Gimignano: Das 7000-Einwohner-Städt­chen wird auch Manhattan des Mit­telalters genannt. Im mit­telalter­li­chen Kern ragen noch 15 Ge­schlechter­türme in die Höhe, die in an­deren toska­nischen Städten längst ver­schwunden sind. Die Türme waren kom­binierte Wohn- und Ver­teidigungs­an­lagen der herrschenden Fa­mi­lien, die sich untereinander meist nicht sonder­lich grün waren: „Mein Haus, mein Turm, mein ...“
Drei aus der zweiten Reihe
Castellina in Chianti: neben Radda und Gaiole eines der drei Chianti-Classico-Weindörfer, kann gut als Mittelpunkt des Chianti gesehen werden, kaum Betrieb, nur kleine Sights: Die Via delle Volte ist eine interessante Stra­ßen­konstruktion mit vielen Durch­tun­ne­lungen, abends stimmungs­voll be­leuch­tet und Teil der alten Stadt­mauer.
Am Ortsrand findet man ein etrus­kisches Schacht­grab, das als Mon­te Cal­vario bekannt ist.
Colle di Val d’Elsa: eine Mi­schung aus Mittelalter und Re­nais­sance, selbst in der Haupt­reisezeit eine Oase der Ru­he. Hier schwimmt die Altstadt wie ein mächtiges Schiff auf einem Tuffsteinhügel. Eine Eta­ge tiefer liegt die mo­dernere Unter­stadt. Die Um­gebung ist seit dem Mittelalter für die Glas­her­stel­lung berühmt. Die Ver­bindung zwischen histo­rischer Ober­stadt und der Mo­derne schafft ein Aufzug - selbst­verständlich aus Glas.
Certaldo: Mit einer Zahnradbahn geht es hoch in die ganz aus rotem Ziegel­stein gebaute Oberstadt von Cer­taldo. Der ruhige Ort ist für seinen Dichter Gio­vanni Boccaccio und dessen Haupt­werk „Il Decamerone“ bekannt. Es zählt zu den wichtigsten Dich­tungen des 14. Jh. und ver­sam­melt 100 No­vel­len in einer Rah­menhandlung. Boc­cac­cio ist hier ein kleines Muse­um gewid­met. Es gibt tat­sächlich Tage, an denen man sich den Palazzo Pre­torio, den ein­drucks­vollen Stadtpalast aus dem 12. Jh. bei einem Besuch nur mit we­nigen Touris­ten teilen muss.
Burgen, Schlösser und Klöster
Die Strada dei Castelli: Die SS408 verbindet zahlreiche Burgen, Fes­tun­gen, Weiler und Pfarrkirchen. Orte wie Castello di Brolio, Castello di Meleto, Rocca di Castagnoli oder Spaltenna, um nur einige zu nennen, verdanken ihre Ent­stehung der Riva­lität zwischen Flo­renz und Siena. Er­staunlich viele von ihnen sind heute renommierte Wein­güter mit hervor­ragenden Chianti-Weinen. Zu be­sich­tigen, zu bestaunen, teilweise auch zu bewohnen und - was den Wein angeht - auch in Weinproben vor Ort zu degustieren.
Badia a Coltibuono: mitten im Wald, von Steineichen und Kastanien um­geben, reiht sich das ehemalige Kloster ebenfalls auf der Route der mittel­alter­lichen Orte ein. Die „Abtei der guten Ernte“ wurde bereits vor über 1000 Jahren ge­grün­det. Heute wird sie von der Familie der legendären Kochbuch­autorin Lo­ren­za de’ Medici be­wohnt und bietet mit interessanten Führun­gen Einblick ins Weingut mit Uralt­kellern, Renais­sancegarten und viel Ge­schichte. Das Res­tau­rant wird von einem der Söhne ge­leitet.
Badia a Passignano: Und gleich noch ein Kloster, in diesem Fall ein „aktives“ mit noch drei hier lebenden Mönchen des Vallombrosaner-Ordens. In traum­hafter Lage, zwischen den Weinbergen des Hauses Antinori, sei auf die Abtei aus dem 11. Jh. vor allem wegen des Abend­mahl-Freskos von Domenico Ghirlandaio hingewiesen. Zur Pfingst­zeit finden im Innenhof des Klosters Konzerte statt. Ein Erlebnis - nicht nur für Klassik-Liebhaber.
Kulturlandschaft mit Wolf
Erlebnis Natur
Denkt man ans Chianti, denkt man an Wein! Vergeblich wird man jedoch nach endlosen Rebreihen suchen. Das Gebiet zwischen Florenz und Siena ist geprägt von größeren Wald­flächen, in denen sich die Wein­berge und Olivenhaine wie Inseln ausnehmen. Deswegen gibt es vor Ort beachtliche Be­stände von Dam- und Rehwild sowie Stachel- und Wildschwein­en.
Macchia und Maronen
Die Vegetation in den Waldgebieten besteht aus Stein-, Zerr- und Flaum­eichen, Mittelmeerkiefern, Pinien, Zy­pres­sen, Oliven, Besenginster, Lor­beer und den typischen Arten des mediter­ranen Buschwalds, der Macchia.
Esskastanien (Maronen) trifft man im öst­lichen Teil der Region in Monti del Chianti auf ca. 900 m. Doch auch auf herbstlichen Spa­ziergängen rund um die abge­schie­dene Abtei Badia a Coltibuono (630 m) findet man die stache­ligen Früchte.
Zypressen in Reih und Glied
Hohe Zypressen säumen als baum­ge­wordene Wahrzeichen der Toskana die Alleen, Anwesen und Friedhöfe. Die hohen schmalen immergrünen Bäume wurden erst in der Antike nach Europa ge­bracht. Wie überall in Italien wach­sen sie nicht natürlich, sondern ste­hen in Alleen in Reih und Glied. Auf der Zufahrt zu statt­lichen Villen funk­tio­nieren sie als grüne Säulen wie ar­chi­tek­to­ni­sche Elemente. Die Kunst der Re­nais­sance - auch sie ein Kind der Toskana - hat hier Pate ge­stan­den mit ihrer Vorliebe für Zen­tral­perspektive und Ord­nung in der Natur.
In Sachen Zypressen-Duft: empfehlen wir einen Spaziergang südlich vom Orts­aus­gang von Castellina in Chianti. Hier an der Chiantigiana (SS222), die von Florenz nach Siena durchs Chianti führt, bewachen Zypressen die Reste von etruskischen Aus­gra­bungen. In der Sommerhitze entfalten die Bäu­me einen herrlich harzigen Duft.
Was kreucht und fleucht
Sommerliche Hitze lässt einen un­weigerlich an die kleinen, flitzeflinken und glückbringenden Mauereidechsen denken, die sich gerne auf ur­alten Trockenmauern in der Sonne wärmen. Auch Vipern gefällt es, sich dort zu sonnen - denen sollte man jedoch eher aus dem Weg gehen: giftig!
Dem Wolf sind unsere Autoren auf Wanderungen im Dickicht der Eichen­wälder nur indirekt begegnet - aber ab und an stößt man auf seine Spuren.
Zurück zu den Glücksbringern: Dazu ge­hören auch die schwarz-weiß ge­streif­ten, extrem spitzen Stacheln von Stachel­schweinen. Man findet sie manch­mal bei Wanderungen an Stra­ßen­rändern. Das Stachelschwein hatte in dem Fall weniger Glück, da der Ver­lust der Stacheln wohl auf einen Zu­sam­menstoß mit einem Auto zurück­gehen wird.
Agriturismi - der Tipp für den Urlaub auf dem Lande
Die Agriturismo-Formel - Urlaub auf dem Bauernhof - hat vielerorts eine Vielzahl von Übernachtungsadressen hervorgebracht. Wir halten sie für die ideale Form, um zwischen Florenz und Siena Land, Leute und regionale Spe­zia­litäten kennenzulernen. Etwas Ita­lie­nisch lernt man nebenbei. Die Gast­geber mit ihren land­wirt­schaft­lichen Betrieben und die Biobauern bringen einen teilweise in wirklich herrlichen An­wesen unter. Wein, Oli­ven, Käse-, Salami- und Auf­schnitt­spezialitäten, eine ordentliche Bistecca vom Bio-Rind, Schafe, Ziegen und Hüh­ner sind die eigentlichen Prota­gonisten in die­sen Quartieren. Und im besten Fall ist für den Gast abends eine Tafel gedeckt, an der Platz genommen wird, um bei Wein und gutem Essen den Tages­aus­flug Revue passieren zu lassen.
Schauen Sie sich doch mal die folgenden Agriturismo-Anbieter an, es sind nur drei, die für viele stehen. Weitere emp­fehlenswerte Adressen finden Sie im Reise­teil dieses Buchs:
Villa Spoiano in Tavarnelle Val di Pesa: Es erwartet Sie ein Urlaub in einer herrschaftlichen Medici-Villa oder in Bauernhäusern auf dem inmitten von Weinbergen gelegenen Biobauernhof. Weinanbau, die berühmten Cinta-Se­ne­se-Schweine, Rin­der und besagte ge­mütliche Abend­tafel mit haus­eige­nen Produkten. Tipps für den Tag gibt es beim üppigen Früh­stück gratis auf der Terrasse.
Casa Vacanze Poderi Val Verde in Castelina: Auf dem alten Landgut in herr­lich ruhiger Lage fühlt man sich so­fort wohl und das auch für länger. Die Wir­tin bietet Koch­kur­se an, ihr Sohn lehrt die Kunst des Bogen­schießens; schöne, urige Atmo­sphäre! Das Essen war köst­lich!
Poggio Alloro bei San Gimignano: Der Bio-Bauerhof mit Rindern, Schweinen, Gemüse- und Getreideanbau bietet eine gute Gelegenheit, das richtige tos­ka­nische Land­leben einmal intensiver kennenzulernen! Am Samstag gibt es Bistecca Fiorentina vom Holz­kohlen­grill - klasse!
Unterwegs zwischen Florenz, Chianti und Siena
Florenz und Florentiner Umland
Millionen Besucher können nicht irren: Diese Fülle an Kunst und Kultur ist eine Reise wert. Besonders die Zeugnisse der Renaissance begegnen einem auf Schritt und Tritt. Gut, dass wir außer den Top-Sehens­würdig­kei­ten auch die Plätze be­schreiben, wo Sie ins echte Florenti­ner Leben eintauchen und die Stadt einfach nur ge­nie­ßen können. Deshalb zei­gen wir Ihnen auch die Sommerfrische-Orte im grünen Florentiner Umland.
Fiesole zum Beispiel, hoch über Florenz, verwandelt sich von Juni bis August in eine Freilichtbühne. Die Veranstaltungsreihe Estate Fiesolana ist einer von vielen guten Gründen für einen Besuch.
Florenz findet nicht nur in Mu­seums­sälen statt. Florenz, das sind auch Jazz­konzerte auf historischen Plät­zen, Kam­mer­mu­sik in ehrwürdigen Pa­läs­ten, Kunststudenten, die am Fluss Por­trät­s zeich­nen, und die Schmuck­käufer auf der Ponte Vec­chio. Dicht an dicht rei­hen sich auf der äl­testen Brü­cke der Stadt kleine Juwelier­ge­schäfte zu einer einz­igen Ladenzeile.
Flo­renz zählt neben Rom und Vene­dig zu den kulturellen Schwerge­wich­ten Italiens. Es ist ar­chi­tek­to­nisch al­ler­dings nüchtern, seine Paläste wirken streng und ähn­eln eher Fes­tungen. Und doch ist hier unend­lich viel Interes­santes zu entdecken - nicht nur in der tou­ristischen Altstadt rund um Piazza della Signoria und Piazza del Duomo.
Immer wieder wird man in Florenz auf die Medici stoßen. Die Ban­kiers­fa­milie über­spann­te den Kon­ti­nent mit einem Netz von Bankfilialen und Han­dels­nie­der­las­sungen und prägte wie keine andere das Aussehen und das Selbstbewusstsein der Stadt.
Was anschauen?
Uffizien: Die Galerie hält eine uner­mess­liche Fülle weltberühmter Kunst­wer­ke aus vielen Epochen bereit. Um seinen Schätzen gerecht zu werden, wur­de das Haus neu strukturiert. Un­bedingt reservieren!
Grabkapellen der Medici: Das Fa­mi­li­en­grab ist in einem kühlen Kuppelbau unter­gebracht und im Inneren pracht­voll mit Marmor und Halbedelsteinen de­ko­riert. Die zugehörige Werkstatt exis­tiert bis heute.
Michaelangelos „David“: eine der Per­sön­lichkeiten der Stadt! Michel­an­gelos Meisterwerk begegnet ei­nem an vielen Orten. Der echte steht in der Galleria dell’ Accademia . Die Kopie vorm Pa­lazzo Vecchio sieht eben­falls sehr gut aus!
Santo Spirito: die besondere unter den vielen Kirchen der Stadt. Etwas abseits am südlichen Arnoufer, birgt der schlichte Bau ein hölzernes Kru­zi­fix von Michel­angelo.
Palazzo Strozzi: zeitgenössische, ton­angebende Installationen und Aus­stellungen.
Piazza della Repubblica: das nos­tal­gische Karussell, der römische Tor­bogen, das schöne Kaffeehaus Gilli, - ein herrlicher Ausgangspunkt fürs Shopping.
Wo relaxen?
Piazzale Michelangelo: Der Aussichts- Spot Nr.1 ist immer wieder ein Er­lebnis! Es ist der schönste Blick, den man auf die Stadt haben kann - und teilt ihn entspannt mit allen anderen.
Wer zum Erholen exotische Bäume und sel­tene Pflanzen braucht - der Orto Botanico ist einer der ältesten bota­ni­schen Gärten der Welt und eine grüne Oase im Zentrum der Stadt.
Zum Chillen mit Dom-Blick empfeh­len wir die Rooftop-Bar Caffè del Verone über dem Museum Spedale degli Inno­centi.
Was und wo essen und trinken?
In Florenz müssen jähr­lich 5 Millionen Be­su­cher ver­kös­tigt werden. Entspre­chend hoch ist die Dichte von Gast­stät­ten, vom Fastfood bis zum Gour­met­tempel. Kulinari­sches Glanzstück ist das Bistecca alla fiorentina. Ein kräf­tig ge­würz­tes, ge­grilltes Steak, 3-4 cm dick, rund 800 g schwer und von einer Person allein kaum zu schaf­fen. Den Selbstversuch startet man z. B. in der Trattoria Burrasca in der Nähe des Marktes.
Etwas ganz Besonderes sind die nos­tal­gi­schen Kaffeehäuser von Florenz - Pasz­kowski, Gilli oder Rivoire. Hier schlürft man stilvoll den Caf­fè, nascht Käsekuchen und Scho­ko­la­diges oder stimmt sich bei einem Ape­ritivo aufs abendliche Essengehen ein.
Apropos Aperitivo! Der Abend könnte auch in einer der Bars auf der schönen Piazza Santo Spirito beginnen.
Trendig loungt man im La Mé­nagère, einem uralten Haus­halts­wa­ren­laden mit Originaleinrichtung und allerlei Raf­fi­nessen.
Was und wo shoppen?
Parfümerie Flor: Atemberaubend, nicht nur was die Auswahl an Parfums, Es­sen­zen, Seifen und Salben anbelangt. Die fulminante Inneneinrichtung ist ein Traum! Im Keller ist das Labo­ra­torium der Düf­te untergebracht. Souve­nirs in jeder Preisklasse.
Bottega von Maestro Dari: Schauen Sie doch mal vorbei, in diesem Zwischen­ding aus Museum und Werkstatt mit Alchimistenflair. Besonders dann, wenn Sie Renaissance-Gold­schmuck der besonderen Art brauchen.
Geschichte der Stadt Florenz
Über Jahrhunderte zählte Florenz zur geistig-kulturellen sowie politischen Avantgarde Europas. Vor allem in der Renaissance blühten Philosophie, Literatur, Wissenschaft und die bildende Kunst, das Bank- und Finanzwesen boomte, der Florin war die härteste Währung Europas und Florenz ein Vorläufer moderner Staaten.
Der Dom von Florenz

Der Dom von Florenz

Die Stadt geht wahrscheinlich auf eine Gründung der Etrusker zurück, die unter­halb von Fie­sole am Ar­no einen Ha­fen anlegten. Fiesole war seit dem 9. Jahrhundert von Etruskern bewohnt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. lehnte es sich gegen Rom auf, 90 v. Chr. ließ Lucius Porcius Cato die Stadt zer­stören. Ein hal­bes Jahr­hun­dert später siedelten sich unter Ju­lius Caesar verdiente Kriegs­ve­te­ranen am Flussufer des Arno un­terhalb von Fiesole an. Die Siedlung erhielt den Namen Floren­tia, „Die Blüh­en­de“. Florentia kam bald zu Wohl­stand und entwickelte sich in die­ser Zeit zu einer typisch römi­schen An­sied­lung mit Theater, Fo­rum, Ka­pi­tol und Ther­men. Römische Reste sind im Untergeschoss des Palazzo Vecchio zu besichtigen.
In den Jahrhunderten nach dem Nie­der­gang des Römischen Reichs wur­de die Stadt mehr­fach ge­plün­dert; neben Hunnen und Goten fie­len auch die Lan­go­bar­den ein. Erst unter Kaiser Karl dem Großen ging es mit Flo­renz wieder berg­auf. Ab dem 11. Jh. kam es zu ei­nem wirtschaftli­chen Auf­schwung, der sich ein Jahr­hundert später durch die Kreuz­züge noch verstärkte. Dank der güns­tigen La­ge zwi­schen Eu­ropa und dem Ori­ent ge­wan­nen die ita­l­ienischen Städ­te zu­neh­m­end an Be­deutung. Der Wa­ren­um­schlag wur­de über die Häfen Ge­nua, Ve­ne­dig und Pisa ab­ge­wi­ckelt, im Bin­nen­land ent­stan­den große Han­dels­städte. Florenz tat sich da­bei vor allem durch den Tuch­handel her­vor, der die Stadt ab dem 13. Jahrhundert zu einer Han­dels­macht werden ließ. Ab 1252 wurde zudem der Goldflorin ge­prägt.
Das 13. Jahrhundert war aber auch ge­prägt von den macht­politischen Aus­ei­n­anderset­zungen zwischen kai­ser­treu­en Ghibellinen und papsttreuen Guel­fen, in die fast alle bedeutenden ober- und mit­tel­ita­lie­nischen Städte ver­strickt wa­ren. Die Finanz­elite von Flo­renz schlug sich zu­sam­men mit Luc­ca auf die Seite der Guel­fen, da man sich von der Kir­che mit ihren welt­wei­ten Handels­be­zie­hungen Vorteile ver­sprach. Nach schwe­ren Kämpfen wurden die Ghi­bel­li­nen 1250 aus Florenz ver­trie­ben, und es ent­stand eine der ersten nicht­aris­to­krati­schen Ver­fassun­gen des Mit­telal­ters - ein vom Fi­nanzbür­ger­tum getra­genes pol­i­ti­sches System, das na­türlich keine De­mokratie in unserem Sinne war: Unter den etwa 50.000 Stadt­be­woh­nern gab es nur 6000 „Voll­bürger“, die politi­schen Ein­fluss hatten. Nur sie durf­ten Ämter über­neh­men. Die Macht im Stadtstaat oblag ab dem 14. Jahr­hundert we­nigen reichen Fa­mi­lien. Eine bedeu­ten­de Rolle in der Ver­fassung von Flo­renz spielten darüber hinaus die neu gebilde­ten Zünfte.
Aber nicht nur Aufstieg und wirt­schaft­liche Blü­te ­prägten die Stadt. 1348 wur­de Florenz von der Pest heim­ge­sucht, hinzu kamen Hun­gers­nöte und Über­schwemmungen - und nach ei­ner dramatischen Bankenpleite der mäch­tigen Bardi und Peruzzi auch so­zia­le Un­ru­hen wie der Auf­stand der Woll­weber im Jahr 1378. Aus den po­li­ti­schen Wirren Ende des 14. Jahr­hun­derts ging eine Fa­mi­lie sieg­reich her­vor, die die Ge­schi­cke der Stadt bis ins 18. Jahrhundert bestimmen sollte: die Medici. Im Laufe der Ver­trei­bung des Adels (der ghibellinischen Kaiser­treu­en) war es ihnen gelung­en, ein im­men­ses Ver­mögen anzuhäufen, und bald zählten sie zu den Strippenziehern ei­ner neuen Geld­ar­is­to­kratie. Zwischen 1400 bis 1440 war der Flo­ren­ti­ner Staat auf dem Höhe­punkt sei­ner wirt­schaft­li­chen Macht. 1406 wurde auch die Erz­ri­valin Pisa be­siegt: Florenz hatte endlich ei­nen ei­ge­nen Hafen und war nicht mehr vom Wohlwollen Genuas und Vene­digs ab­hängig.
Demokratie der Zünfte
Alle angesehenen Berufsgruppen (z. B. Handwerker und Ge­schäfts­leute) orga­ni­sier­ten sich in den Zünften und hatten da­mit das Recht, sowohl den Be­am­ten­appa­rat als auch die gesetz­ge­ben­den Kör­per­schaften der Stadt zu wäh­len. Zunft- und damit po­litisch rechtlos wa­ren die Tage­löhner und Arbei­ter, die nur kurz­fristige Arbeitsver­träge hat­ten, so etwa der größ­te Teil der Woll­ar­beiter, im Übri­gen aber auch Adel und Kle­rus.
Aus den sieben oberen Zünften, der neuen Aristokratie der Stadt, re­kru­tier­ten sich die wichtigsten Be­amten und die ge­setz­geben­den Kör­per­schaf­ten. In die Stadt­verwal­tung, die sog. Si­g­no­ria, wurden aus den sechs Stadt­tei­len al­le zwei Mo­nate (!) je zwei Priori (Vorste­her) gewählt, ins­ge­samt also zwölf. Die­se muss­ten wäh­rend ih­rer Amtszeit gemein­sam im „Rathaus“ wohnen, es­sen und schla­fen und sich aus­schließ­lich ih­rem Amt wid­men. Sie durften nie­mals al­lein un­ters Volk ge­hen, sondern im­mer nur in Grup­pen. Mit die­sen Maß­nah­men wollte man eine gegensei­ti­ge Kon­trolle si­cher­stellen und der Korruption vorbeugen.
Da­neben gab es zwei Stadt­kom­mandanten: Der Podestà musste aus ei­ner an­de­ren Stadt stammen und wurde für ein Jahr ge­wählt. Er durfte kein an­de­res Pri­vathaus als sein eigenes betre­ten, um Einfluss­nahme auf seine Amts­füh­rung durch andere Fami­lien zu ver­hin­dern. Der Capitano, ebenfalls von den Bür­gern gewählt, hat­te die Auf­gabe, den Pode­stà zu überwa­chen. Seine Amtszeit dau­er­te ein hal­bes Jahr. Ein wichtiger Mann im Staate war der Gon­fa­lo­niere, der Oberbe­fehls­haber der Bür­germi­liz, die ge­gen die stän­di­gen Über­griffe der entmachteten Adeli­gen aufge­stellt worden war. Der Gon­fa­lo­niere war be­fugt, einen Edelmann hin­rich­ten zu las­sen, falls er des Mor­des an ei­nem Po­polano (einfacher Mann) über­führt worden war. Bei leich­te­ren Ver­gehen wurde indes „nur“ eine Hand ab­gehackt.
Insgesamt scheute die sogenannte Zunft-Demokratie keinen Auf­wand, um ihre Amts­inha­ber zu kontrollieren und eine Kon­zen­tra­tion von Macht so­wie Am­tsmiss­brauch zu ver­hindern.
Umzug in historischen Kostümen vor der Loggia dei Lanzi

Umzug in historischen Kostümen vor der Loggia dei Lanzi

Cosimo Il Vec­chio und Lo­renzo Il Ma­gni­fi­co, die beiden be­kann­tes­ten Me­di­ci, erwarben sich Ansehen im Volk wie in der Kirche, indem sie künst­leri­sche Talente för­derten und die Stadt mit den Kunst­werken schmück­ten, die Florenz zur Wie­ge der Renais­sance machten. Wäh­rend sich Cosimo als Mäzen be­tä­tig­te und u. a. den Archi­tekten Brunel­les­chi sowie den Bildhauer Donatello för­derte, machte sich Loren­zo als Kunst­samm­ler ei­nen Na­men. Er för­der­te junge Künstler wie Michel­angelo und ver­gab Auf­trags­ar­bei­ten an bereits er­folg­rei­che wie Botticelli. Durch sein Mä­ze­natentum prägte Loren­zo die Stadt ent­schei­dend. Gleichzeitig aber geriet die haus­eigene Bank in schwere finanzielle Bedräng­nis.
Trotz aller Liebe zu den schönen Küns­ten regierten die Medici nicht we­niger au­to­kra­tisch als andere Herr­scher der Zeit. Mit polizeistaatlicher Über­wa­chung, Wahl­schwindel und Ver­fas­sungs­änderungen setzten sie ihre Al­lein­herr­schaft ohne viel Fe­der­le­sens durch. Zwar war Florenz auf dem Papier immer noch Republik, doch oh­ne die Einwilligung der Medici lief nichts.
Bei der Pazzi-Verschwörung (1478) de­monstrierten die Medici auf brutale Wei­se ih­re Macht und Härte: Als der Bankier Pazzi sich in die Geschäfte zwi­schen den Me­dici und dem Papst einzumischen versuchte und es kurz da­r­auf im Dom zu ei­nem Mord­an­schlag auf Lorenzo Il Magnifico kam (bei dem sein im Volk be­lieb­ter Bruder Giu­liano umkam), ließ der Herrscher mehr als 80 Men­schen, die ir­gend­wie mit dem An­schlag in Ver­bindung gebracht wur­den, hin­rich­ten.
Lorenzo starb 1492 an der Gicht, dem Fa­milienleiden der Medici, und zwei Jah­re spä­ter, nachdem sich Lorenzos Sohn Piero in der Auseinandersetzung mit Karl VIII. als unfähig erwiesen hat­te, über­nahm der Mönch und cha­ris­ma­ti­sche Pre­di­ger Fra Girolamo Sa­vo­na­ro­la die Macht in Flo­renz: Für die nächsten 14 Jahre wurde der Medici-Clan aus der Stadt ver­trieben. Sa­vo­na­rola predigte die Rück­kehr zum wahren Chris­ten­tum und ließ - auf dem Hö­he­punkt sei­ner Macht - am Fa­schings­diens­tag 1497 bei der berüchtig­ten Verbrennung der Ei­tel­kei­ten sämt­liche „sündigen“ Ge­gen­s­tände (in ers­ter Li­nie Lu­xus­güter) ge­walt­sam aus den Häusern holen und öffent­lich ver­bren­nen. Damit hatte Sa­vo­narola aller­dings den Bo­gen über­spannt und sich den Hass der Stadt­väter zu­ge­zo­gen. Beim Ver­such, ein Kon­zil einzuberu­fen, wur­de er vom Borgia-Papst Alexander VI. ex­kom­mu­ni­ziert, 1498 zum Tode ver­ur­teilt, hingerichtet und sein Leichnam auf dem Scheiterhaufen auf der Piazza della Signoria verbrannt. Ein letztes Mal wurde nun versucht, die re­pub­li­ka­nische Ordnung wieder herzustellen.
Doch die Oligarchenfamilien waren zu stark. 1512 kehrten die Medici zu­rück und bauten Florenz zu einem Poli­zei­staat mit Geheimpolizei, ge­kauf­ten Söld­nern und Terrorjustiz aus. Tausen­de Floren­tiner verschwanden in ge­hei­men Kerkern. Der Medici-Papst Leo X., Sohn von Lorenzo Il Magnifico, lenk­te nun von Rom aus die Geschi­cke der Stadt. Ein weiterer Medici-Papst, Cle­mens VII. (ein außereheli­cher Sohn von Giu­liano de’ Medici), machte 1532 Ales­sandro de’ Medici (wahrscheinlich sein Sohn) zum Herzog von Florenz. Alessandro wiederum wurde 1537 von seinem Vetter Lorenzo ermordet. Damit endete der „erste Zweig“ der Medici-Familie und aus dem Mugello-Gebiet wurden Verwandte gerufen, die mit Cosimo I. die Herrschaft der Medici weiterführten. 1569 wur­de aus dem ab­so­lu­tis­ti­schen Stadt­staat der Flä­chen­staat Toskana - die Me­dici-Fürs­ten nannten sich fortan „Groß­her­zöge der Toskana“.
Bis ins 18. Jahrhundert dauerte die Herrschaft der Großherzöge ohne Un­ter­bre­chung. Mit dem Tod des letzten Me­di­ci Giovanni Gastone im Jahr 1737 nahm die Dy­nastie ihr Ende, denn Gastone hinter­ließ keine Nach­kom­men. Die letzte Großtat der Medici ist seiner Schwester Anna Maria Luisa zu ver­dan­ken, die in ihr­em Testa­ment ver­füg­te, dass die gewaltigen Kunst­schät­ze der Familie in Florenz zu blei­ben hat­ten.
Nach Gastones Tod übernahmen die Habsburger die Macht über Florenz; sie be­herrsch­ten damals die gesamte Toska­na. Ihre Herrschaft dauerte - un­ter­bro­chen von der napoleonischen Ära - gut 120 Jahre, bis 1859 der letz­te Ös­ter­rei­cher Hals über Kopf aus Florenz fliehen musste. Die Toskana schloss sich dem neu gegründe­ten Na­tio­nal­staat Italien an. Zwischen 1865 und 1871 war Florenz kurz­zeitig sogar Hauptstadt des jun­gen Staates, ein flüch­ti­ger Glanz für die einst so mäch­tige Stadt der Medici.
Niccolò Machiavelli
Der Spross ei­ner verarm­ten Beamtenfamilie war ein überzeugter Re­publikaner. Als nach ihrer Vertreibung die Medici 1512 erneut die Macht übernahmen, versuchte Machiavelli, sich bei den neu­en, alten Machthabern eine Position zu ergattern. In sei­nem Buch „Il principe“ (1513, auf deutsch 1804 unter dem Titel „Der Fürst“ erschienen) vertritt Machiavelli die The­se, dass das erste Ziel je­des politi­schen Han­delns dem Erhalt der Staats­macht dienen müsse. Insbe­sondere in Kri­senzeiten sei es deshalb geboten, sich über ethi­sche Nor­men und gel­tendes Recht hinweg­zusetzen und bei äußerer und innerer Bedro­hung auch radikale Instru­men­te ein­zu­set­z­en, um die Macht auf­recht­zu­erhalten. Dies kann frei­lich nur funktionieren, wenn keine Instanz über dem Machthaber steht, also nur für einen absolutistisch regierenden Herrscher. „Machiavellismus“ steht seitdem für skrupel­lose Machtpolitik.