Wanderung 4: Große Panarea-Runde über die Punta del Corvo
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Stromboli
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Geschichte der Insel
Ginostra
Stromboli-Ort
Bootstouren um Stromboli
Auf den Vulkan
Wanderung 5: Der Weg auf den Vulkan
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Geologie und Geographie
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Die Pflanzenwelt der Inseln
Die Tierwelt der Inseln
Bevölkerung und Ökonomie
Mythologie und Namensgebung
Geschichte im Überblick
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Wichtige Zwischenstationen und Schiffsverbindungen
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Über dieses Buch
Übersichtskarten und Pläne
Index
Alles im Kasten
Obsidian, das „Schwarze Gold“ Liparis
Ein Apostel als Schutzheiliger: Lipari und der Heilige Bartholomäus
Fare una bella figura – das Ritual der Passeggiata
Ende eines Industriezweigs: Bimssteinabbau auf Lipari
Die Rache des Vulkans: Der Ausbruch von 1888–1890
Der Kampf ums Schlammloch – Schluss mit freiem Fango
Woher die kleinen Kapern kommen
Pulieri, bisuolu und bagghiu – die Architektur der Inseln
Stromboli, Terra di Dio
Die schweren Ausbrüche von 2002 und 2003
Die Inseln im Film
Vom Nachteil der Neugier
Adel verpflichtet: Erzherzog Ludwig Salvator
Extra-Kosten: Contributo di Sbarco
Eine Reisesaison auf den Liparischen Inseln
Kartenverzeichnis
Lipari (Insel)
Akropolis (Lipari-Stadt)
Wanderung 1
Vulcano
Wanderung 2
Salina
Wanderung 3
Filicudi
Alicudi
Wanderung 4 (Panarea)
Stromboli (Insel)
Stromboli-Ort
Wanderung 5
Schiffsverbindungen
Neapel
Palermo
Catania
Messina
Milazzo
Zeichenerklärung
Lipari (Insel)
Lipari-Stadt
Unterwegs mit Thomas Schröder
Jahrgang 1960, geboren in Nürnberg. Studierte Touristik in München und war schon seit frühester Jugend von Fernweh geplagt. Als ausgedehnte Interrailtouren und selbst eine halbjährige Weltreise keine dauerhafte Abhilfe schaffen konnten, entschloss er sich, die Passion zum Beruf zu machen. Sein Debüt als Reisebuchautor gab er 1991 mit „Sizilien“. Mit zahlreichen Spanien-Titeln im Michael Müller Verlag blieb er seinem Faible für Südeuropa treu. Nur der Wechsel zwischen Italienisch und Spanisch macht ihm zu Beginn einer Recherchereise noch immer zu schaffen...
Eigentlich hatte es eine Tagestour von Lipari nach Salina werden sollen. Doch dann kündigte sich Scirocco an. „Geh besser nicht von Bord, sonst kommst Du hier nicht mehr weg. Die Aliscafi fahren schon nicht mehr“, warnte mich der Matrose Luigi, mit dem ich auf der Fahrt einen kleinen Schwatz gehalten hatte. Ich blieb - und die Fähre mutierte zum „Lumpensammler“, der außerplanmäßig auch noch Filicudi und Alicudi anlief, um dort gestrandete Passagiere aufzunehmen. Ohne einen Fuß an Land gesetzt zu haben, war ich nach vielen Stunden wieder auf Lipari. „So eine kleine Kreuzfahrt ist doch auch mal ganz schön“, versuchte sich Luigi als Tröster. Drei Jahre später sah ich ihn wieder. Diesmal sollte es nach Stromboli gehen, um später von dort die Heimreise via Neapel anzutreten. Dummerweise fehlte auf meinem Sondererlaubnisschein für den Fahrzeugtransport der Stempel des Bürgermeisters. Der gestrenge Fähragent der SIREMAR hatte mich mit meinem Motorrad schon abgewiesen, da winkte mich Luigi zu sich heran und flüsterte: „Fahr schnell zum Sindaco! Ein paar Minuten kann ich die Abfahrt schon noch verzögern!“ Viel Hoffnung hatte ich nicht, aber das Wunder geschah - der Bürgermeister war tatsächlich im Büro und die Formalität in kürzester Zeit erledigt. Auf den allerletzten Drücker rollte ich auf die wartende Fähre, Stempel und Unterschrift im Gepäck. Danke, Luigi!
Orientiert auf den Liparischen Inseln
Die Inseln im Profil
Eine vielfältige kleine Inselwelt: Sieben reizende Inselchen bilden den wunderschönen Archipel. Gemeinsam ist ihnen allen der vulkanische Ursprung, die zauberhafte Landschaft und kristallklares, absolut sauberes Wasser.
♦ Gemeinden: Lipari (inkl. aller anderen Inseln mit Ausnahme von Salina); Santa Marina Salina, Malfa, Leni (alle drei auf Salina)
♦ Besucher pro Jahr: ca. 600.000
Die Liparischen Inseln sind ...
... Weltnaturerbe der UNESCO
Mit der Aufnahme in ihre berühmte Welterbeliste ehrt die UNESCO „einzigartige Naturlandschaften, deren Untergang ein unersetzlicher Verlust für die gesamte Menschheit wäre“. Als welterbewürdig erachtete die Organisation insbesondere die vulkanischen Phänomene auf den Inseln und ihre Bedeutung für die Forschung einst und heute. Erfreulicherweise zieht die prestigeträchtige Auszeichnung auch Konsequenzen nach sich, verpflichtet sich der betreffende Staat (in diesem Fall also Italien) doch zu fortdauernden Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen.
... Inseln der leisen Töne
Vom Massentourismus und seinen unschönen Begleiterscheinungen blieb die Inselgruppe verschont. Bettenburgen, Spielsalons und Hamburgerketten? Nicht doch. Brüllender Verkehr, Discolärm bis in den Morgen? Keine Rede. Kleine Familienhotels, freundliche Gastgeber, köstliche Küche? Aber ja. Ein Meer, so klar und sauber, dass man noch in zehn Metern Wassertiefe die Fischschwärme blitzen sieht? Das auch. Weiterhin im Angebot: blumengeschmückte Dörfer und ein bildhübsches Städtchen, nicht zu vergessen das Erbe einer jahrtausendelangen, mythenumwobenen Geschichte.
... auch die Äolischen Inseln
Der Name „Isole Lipari“ geht auf den Ausonierkönig Liparos zurück, einen der frühen Eroberer des Archipels. Die Griechen und nach ihnen auch die Römer benannten die Inseln jedoch nach Äolus, dem Herrn der Winde: „Isole Eolie“. Beide Bezeichnungen, „Liparische Inseln“ und „„Äolische Inseln“, haben ihre Anhänger, wobei erstere Version ihre Befürworter besonders auf der Insel Lipari besitzt. Die Bewohner der anderen Inseln neigen hingegen eher dem zweiten Namen zu, der auch tatsächlich als die offizielle Bezeichnung gilt. In diesem Buch wollen wir jedoch der Einfachheit halber bei den im deutschen Sprachraum gebräuchlicheren „Liparischen Inseln“ bleiben.
... ein Teil Siziliens
Gehören die Liparischen Inseln zu Sizilien - oder sind sie doch eher eine eigenständige Region für sich? Administrativ ist die Antwort klar: Alle sieben Inseln zählen zur sizilianischen Metropolregion Messina. Auch der örtliche, eindeutig sizilianisch gefärbte Dialekt und die typisch sizilianische Küche sprechen für die Zugehörigkeit zur größten Insel des Mittelmeers. Andererseits unterscheiden sich die Inseln auf vielen Gebieten deutlich von der großen Nachbarin. Die krassen sozialen Gegensätze Siziliens finden sich nur in sehr abgemilderter Form, sichtbare Armut, wie sie auf den Straßen der sizilianischen Städte so oft gegenwärtig ist, gibt es nicht. Wenn man also die Inseln zur großen Schwester rechnen möchte, und die Einwohner tun das, dann bilden sie gewissermaßen das glücklichere Sizilien, man könnte vielleicht auch sagen „Sizilien light“.
... Inseln für Individualisten
Die Sette Perle, die „Sieben Perlen“, wie die Liparischen Inseln auch poetisch genannt werden, lassen kaum einen Ferienwunsch offen. Für Schnorchler, Taucher und Segler stellt der Archipel geradezu ein Dorado dar. Kulturgeschichtlich Interessierte mit einem Faible für Vorgeschichte und Antike werden ebenso fündig wie wanderlustige Entdeckernaturen und Liebhaber der mediterranen Küche. Und für Individualisten mit ästhetischem Anspruch und dem Bedürfnis nach einem entspannten Lebensrhythmus gibt es innerhalb Europas ohnehin nur wenig vergleichbare Reiseziele.
Die Schiffsverbindungen zwischen den einzelnen Inseln sind gut und ermöglichen Kombinationen ganz nach persönlichem Gusto. Allerdings sollte man nach Möglichkeit nicht zwischen Mitte Juli und Ende August kommen, wenn sich allein auf Lipari Zehntausende meist italienischer Feriengäste um Plätze in Hotels und Restaurants raufen. Außerhalb der Hochsaison dagegen ist jede der Inseln ein Gedicht, sind Unterkunftsprobleme ein Fremdwort und die Strände weitgehend leer.
Von Lipari bis Stromboli
Die Inseln im Überblick
Trotz vieler Gemeinsamkeiten weist doch jede der Inseln ihre ganz eigenen Charakteristika auf. Dementsprechend eignet sich auch nicht jede der „Sieben Perlen“ für jeden Urlaubsgeschmack gleichermaßen.
Besonders reizvoll ist natürlicheine „Inselhopping-Reise“ mit Übernachtung auf verschiedenen Inseln. Wer nur auf einer der Inseln Quartier nehmen und die Nachbarn auf Schiffsausflügen besuchen will, ist mit Lipari am besten bedient.
Lipari - die vielfältige Insel
Das größte und bevölkerungsreichste Eiland des Archipels ist seit alters her dessen Hauptinsel. Landschaftlich ausgesprochen vielseitig, besitzt Lipari zwar nur relativ wenige Strände, doch finden sich unter ihnen einige sehr schöne Exemplare. Zudem verfügt Lipari über die einzige nennenswerte städtische Ansiedlung des Archipels mit einer großen Auswahl an Unterkünften und regem urbanen Leben rund ums Jahr. Als Drehkreuz der Schiffsverbindungen ist Lipari zudem das beste Standquartier für Exkursionen zu den Nachbarinseln.
Vulcano - die heiße Insel
Mit seinem schwarzen Lavasandstrand, dem dampfenden Krater und den anderen vulkanischen Phänomenen zieht Vulcano neben Feriengästen auch viele Tagesbesucher an. Leider ging die touristische Erschließung anders als auf den übrigen Inseln nicht ohne architektonische Missgriffe ab. Der betroffene Bereich macht jedoch nur einen Bruchteil der Inselfläche aus - auf der Hochebene von Piano zeigt sich Vulcano von der grünen Seite. Als Urlaubsstandort ist Vulcano ein teures Pflaster, außerhalb der Saison zudem nahezu menschenleer.
Salina - die grüne Insel
Das zweitgrößte Eiland des Archipels ist wasserreicher als die übrigen Inseln, entsprechend üppig sprießt die Vegetation. Das Gebiet um den Monte Fossa delle Felci bildet mit zahlreichen Forstwegen ein Paradies für Wanderer. Da es der Insel jedoch an Stränden mangelt, zeigt sich Salina vom Fremdenverkehr noch wenig berührt und gilt für Naturliebhaber und Individualisten fast noch als eine Art Geheimtipp.
Filicudi - die traditionelle Insel
Filicudi zählt zu den entlegeneren und seltener besuchten Inseln des Archipels. Alte Treppenwege durchziehen die hügelreiche Landschaft, die wenigen Dörfchen machen einen verschlafenen Eindruck. Die Bademöglichkeiten sind rar, und die Quartiere lassen sich an einer Hand abzählen. Tagesausflügler kommen vor allem wegen des bronzezeitlichen Hüttendorfs von Capo Graziano und zu Bootsfahrten entlang der Küste mit ihren Felsklippen, Naturbögen und Meereshöhlen.
Alicudi - die stille Insel
Auf dem kaum über hundert Einwohner zählenden Inselchen im äußersten Westen des Archipels gibt es nicht mal eine Straße, den Transport über die Treppenwege übernehmen Maultiere. Wen Stille, Einsamkeit und eine rudimentäre Infrastruktur schrecken, ist hier fehl am Platz, doch hat Alicudi gerade wegen dieser ausgesprochen entspannten Atmosphäre seine eingeschworenen Liebhaber.
Panarea - die luxuriöse Insel
Die kleinste der Liparischen Inseln ist gleichzeitig die exklusivste und wohlauch die optisch reizvollste. Mit ihren weißen Würfelhäusern und dem üppigen Blumenschmuck fungiert sie im Hochsommer als perfekte Urlaubskulisse für die feine Gesellschaft Norditaliens. Folgerichtig ist Panarea auch die teuerste Adresse des Archipels. Zumindest ein Tagesausflug lohnt sich aber allemal, locken doch nicht nur eine wirklich traumschöne Insel, sondern auch eine prähistorische Siedlung in herrlicher Aussichtslage sowie eine reizvolle Strandbucht.
Stromboli - die explosive Insel
Stromboli bietet das eindrucksvollste Schauspiel, das auf den Inseln beobachtet werden kann: Wer einmal den Vulkan bestiegen und in tiefschwarzer Nacht den Feuerzauber der Eruptionen bestaunt hat, wird dieses Erlebnis nie mehr vergessen. Darüber hinaus glänzt Stromboli mit hübschen kleinen Dörfern, sehr guten Stränden aus schwarzen Lavasand und einer entspannten Atmosphäre. Das Angebot an Unterkünften ist recht breit, die Quartiersuche verläuft im Frühjahr und Herbst deshalb meist problemlos. Im Hochsommer ist Stromboli dagegen oft ausgebucht, im Winter fast alles geschlossen.
Vorgeschichte und Antike
Erlebnis Kultur
Die ältesten Siedlungsspuren auf dem Burgberg von Lipari weisen in das mittlere Neolithikum um 5000 v. Chr., mithin in eine Zeit, als der Bau selbst der ältesten ägyptischen Pyramiden noch in weiter Ferne lag.
Obsidian, das dunkle und äußerst harte Gesteinsglas vulkanischen Ursprungs, ließ sich gut zu Waffen und Werkzeugen verarbeiten und war in vormetallischer Zeit eine Quelle großen Wohlstands der Inseln.
Zeugen langer Geschichte
Aufgrund ihrer Lage waren die Liparischen Inseln über die Jahrtausende hinweg immer wieder Opfer von Invasoren und Piraten, die vieles unwiederbringlich zerstörten. Manche der kleineren Inseln blieben wegen der steten Überfälle lange Zeit sogar unbewohnt.
Gleichzeitig war der Archipel auch nie so bedeutend, dass Herrscher hier wirklich prächtige Bauten hätten errichten wollen. Normannische Kathedralen in goldglänzendem Mosaikschmuck, schwelgerische Barockpaläste oder griechische Tempelstädte wie auf Sizilien gibt es deshalb leider nicht zu bewundern. Hochklassige Monumente sind also nicht die Stärke der Inselgruppe. Dennoch hat sich der Archipel eine ganze Reihe von Relikten insbesondere aus seinen Glanzzeiten in der Vorgeschichte und während der Antike bewahrt, zu bewundern im Archäologischen Museum von Lipari.
Museo Archeologico Regionale: Das im ehemaligen Bischofspalast und weiteren Gebäuden im Umfeld der Kathedrale untergebrachte Museum ist die bedeutendste Sehenswürdigkeit des gesamten Archipels und darf ohne weiteres zu den besten Museen seiner Art in ganz Italien gerechnet werden. Chronologisch und geographisch gegliedert, präsentiert es in vorbildlicher Weise Exponate von allen Inseln, deren zeitlicher Rahmen von der Steinzeit bis ins Mittelalter reicht. Frühe Funde beweisen, wie weit die Handelsbeziehungen der Inseln bereits zur Bronzezeit reichten. Glanzlicht ist jedoch die griechische und römische Sektion, die den Ruhm des Museums begründet; zwei ihrer besonderen Höhepunkte sind eine Sammlung griechischer Theatermasken sowie die Abteilung für Unterwasserarchäologie.
Reizvolle Kirchen
La Cattedrale: Die Kathedrale auf dem Festungsberg von Lipari-Stadt steht auf uraltem heiligem Boden. Das mächtige Gotteshaus ist die wichtigste und größte der insgesamt fünf überwiegend säkularisierten und teilweise in den letzten Jahren restaurierten Kirchen des Burgbergs. Geweiht ist sie dem Inselheiligen San Bartolo, Namenspatron etwa der halben männlichen Bevölkerung von Lipari. Die heutige Kathedrale steht im Zeichen des Barock. Mehrfach umgebaut, erhebt sie sich an der Stelle einer im 16. Jh. von den Piraten Barbarossas zerstörten Vorgängerin. Eindrucksvoll ist der Kreuzgang, der noch aus den Anfängen der alten Kathedrale im 12. Jh. stammt, nach einem Erdbeben jahrhundertelang verschüttet lag und erst 1978 wiederentdeckt wurde.
Chiesa Vecchia: Das kykladenhafte kleine Kirchlein im Westen Liparis ist in gewisser Weise typisch für die Inseln - hübsch anzusehen, aber kunsthistorisch wenig spektaktulär. Atemberaubend hingegen präsentiert sich die Aussicht, die mit Ausnahme von Vulcano alle anderen Inseln des Archipels umfasst und bei gutem Wetter sogar bis Sizilien und zum Vulkan Etna reicht.
Prähistorische Stätten
Terme di San Calogero: Die Thermalanlage im Westen von Lipari stammt in ihren ältesten Gebäudeteilen aus der Zeit um 1500 v. Chr. und gehört zu den ältesten bekannten Kuranlagen überhaupt. Leider waren die Thermen zuletzt nicht mehr zu besichtigen, was sich jedoch auch eines Tages wieder ändern könnte.
Capo Graziano: Das Hochplateau der kleinen Halbinsel von Capo Graziano auf Filicudi beherbergt die runden Grundmauern eines bronzezeitlichen Dorfes, das um 2000 v. Chr. angelegt und einige Jahrhunderte später zerstört wurde. Zwar gibt es außer Mauerresten nichts Spektakuläres mehr zu sehen, da fast alle Funde ins Archäologische Museum von Lipari verbracht wurden, die schöne Aussicht und die eigentümliche Atmosphäre lohnen jedoch den Ausflug sehr.
Capo Milazzese: Auch auf dem wuchtigen Felsrücken des Capo Milazzese im Süden von Panarea entstand während der Bronzezeit eine kulturell hochstehende Siedlung, die Jahrhunderte später zerstört wurde, und auch hier begeistert vor allem die fantastische Lage hoch über dem Meer.
Schwimmen mit Aussicht
Baden
Weiche Sandstrände sind selten. Wo vorhanden, erhitzt sich der meist schwarze Sand in der Sonne recht kräftig. Häufiger stören Kiesel, Steine und scharfe Felsen, mitunter auch Seeigel den arglosen Schwimmer. Badeschuhe sind dann für den Einstieg ins Wasser eine erhebliche Erleichterung.
Gemessen an der südlichen Lage beginnt die Badesaison auf den Inseln relativ spät. Erst Mitte Mai überschreiten die Wassertemperaturen die Bibbergrenze von 20 Grad. Dafür bleibt das Meer bis weit in den Herbst hinein angenehm warm: Auch im Oktober kann man meist noch überall baden.
Für ein paar Strandtage zwischendurch
Der Wahrheit die Ehre: Für einen bloßen Strandurlaub lohnt es sich kaum, die Mühen der Anreise auf sich zu nehmen. Zum einen gibt es dafür eine Reihe schneller und leichter zu erreichender Ziele, zum anderen können die Liparischen Inseln ohnehin nicht mit Paradiesstränden prunken. Dennoch finden sich auf fast jeder der Inseln nette Plätze für ein paar Strandtage zwischendurch. Ihren besonderen Reiz erhalten sie oft durch die Schönheit der umgebenden Landschaft.
Das Meer: sauber und glasklar
Von der Verschmutzung des Mittelmeers blieben die Inseln zum Glück bislang weitgehend verschont. Fast überall glänzen sie mit absolut klarem und sauberem Wasser. Bei einem Test waren die Liparischen Inseln der Zeitung Giornale di Sicilia sogar einen „Oscar für Wasserqualität“ wert. Aber: Ist die Wasserqualität selbst auch bestens, so ärgert doch gelegentlich der in Küstennähe herumschwimmende Abfall. Missetäter sind meist die Besatzungen von Schiffen - oft genug wird der Müll einfach über Bord gekippt.
Gar nicht so selten ist von Störungen durch Quallen zu hören. Da es keine feste „Quallen-Saison“ gibt, erkundigt man sich über die aktuelle Lage am besten vor Ort.
Die schönsten Strände
Spiaggia della Papesca (Lipari): Der Hauptstrand von Lipari liegt nördlich des Orts Canneto und ist auch recht gut mit dem Bus oder zu Fuß zu erreichen. Durch den Anstieg des Wasserspiegels sind es mittlerweile eigentlich zwei Strände, die durch ein Kap getrennt werden und auch zwei verschiedene Zugänge besitzen. Der Untergrund besteht aus dunklen Kieseln, das kristallklare Wasser wird schnell tief. Hübsch ist der Blick auf Panarea und Stromboli. Einer der schönsten Strände des Archipels. Zur Saison sind Strandbars in Betrieb.
Spiaggia Valle Muria (Lipari): Westlich von Lipari-Stadt erstreckt sich dieser wunderbare Strand aus schwarzen Lavakieseln und Steinen, teils auch aus Sand. Da er nur zu Fuß oder per Boot zu erreichen ist, hält sich der Andrang meist in Grenzen. Beim Bad genießt man einen wunderbaren Ausblick auf die Steilküste. Leider ist die Spiaggia seit Jahren wegen Steinschlaggefahr gesperrt, was freilich nicht jeden vom Besuch abhält.
Spiaggia delle Sabbie Nere (Vulcano): Groß ist die Auswahl auf Vulcano nicht, die Strände sind zudem oft sehr voll. Der Hauptstrand Spiaggia delle Sabbie Nere erstreckt sich in einer weit geschwungenen Bucht bei der Feriensiedlung Porto di Ponente. Der schwarze Lavasand ist schön weich, der Blick hinüber nach Lipari und auf den Doppelgipfel von Salina berückend.
Spiaggia dell’Asino (Volcano): Praktisch an der gegenüberliegenden, Sizilien zugewandten Seite von Vulcanoliegt dieser bewirtschaftete kleine „Strand des Esels“, zu dem man ein Stück weit absteigen muss. Nette Atmosphäre, gute Ausstattung.
Bucht von Pollara (Salina): Kein Strand im eigentlichen Sinn (Salina ist mit Stränden ohnehin nicht gesegnet, hat aber andere Vorzüge). Ein wunderbarer Bade- und erst recht Schnorchelplatz ist die romantische Felsbucht unterhalb des Kapern-Dörfchens Pollara aber allemal.
Cala Junco/Cala degli Zimmari (Panarea): Auch die steinige Badebucht Cala Junco unterhalb des bronzezeitlichen Hüttendorfs von Panarea gehört zu de n landschaftlich herausragenden Badezielen der Inseln. Zur Saison herrscht allerdings oft recht reger Betrieb, da der Strand auch von Ausflugsbooten angesteuert wird. Im Sommer sehr gut besucht ist auch der ausnahmsweise helle Sandstrand der benachbarten Cala degli Zimmari, an dem es dann sehr voll wird.
Spiaggia di Piscità/Spiaggia di Scari (Stromboli): Sehr schöne Strände, die sich wie eine Kette um den bewohnten Nordosten der Insel ziehen, finden sich auf Stromboli. Die vielleicht reizvollsten Abschnitte liegen hinter Piscità und südlich des Anlegers von Scari. Der Untergrund besteht mal aus Sand, mal aus Kies. Immer aber ist er, ganz der vulkanischen Herkunft getreu, tiefschwarz.
Bitte an Bord!
Der Weg auf die Inseln
Die relative Abgeschiedenheit des Archipels besitzt natürlich ihre Vorzüge, doch gestaltet sich die Anreise dadurch nicht ganz unkompliziert. In nur einem Reisetag auf die Inseln zu gelangen, verlangt schon etwas Planung.
Milazzo, der Hauptfährhafen für die Liparischen Inseln, liegt mehr als 1600 Kilometer von München entfernt. An zweiter Stelle steht Neapel, auch noch über 1100 Kilometer südlich der bayerischen Landeshauptstadt gelegen. Ganz klar deshalb, dass das Flugzeug die schnellste Form des ersten Abschnitts der Anreise darstellt.
Nur per Schiff zu erreichen
Vor dem Inselvergnügen gilt es erst einmal, die Tücken der Verkehrsgeographie zu überwinden. Die Inseln besitzen (zum Glück) keinen Flughafen. An einer Schiffsfahrt kommt man deshalb nicht vorbei. Und damit beginnen auch schon die Schwierigkeiten. Zwar existiert eine ganze Reihe von Abfahrtshäfen, doch wird ein guter Teil davon selbst im Sommer nur sehr mäßig und außerhalb der kurzen Sommersaison oft gar nicht bedient. Von Reisenden am häufigsten genutzt wird deshalb der Hafen Milazzo, gefolgt von Neapel. Hier nur ein kurzer Abriss der Möglichkeiten, viele Details im Kapitel „Wichtige Zwischenstationen und Schiffsverbindungen“.
Wichtige Häfen und Flughäfen
Milazzo: Vom sizilianischen Hafen Milazzo gibt es ganzjährig weit häufigere, schnellere und preisgünstigere Schiffsverbindungen als von allen anderen Häfen - entweder mit den flotten Tragflügelbooten Aliscafi von Liberty Lines oder den langsameren, aber preisgünstigen Autofähren von Siremar und NGI.
Catania: Beim ersten Blick auf die Karte scheint Catanias Flughafen eher ungünstig zu liegen. Zwischen April und September/Oktober jedoch kommt man von hier am schnellsten und unkompliziertesten auf die Inseln (eine halbwegs frühe Ankunft des Fliegers vorausgesetzt): Der Direktbus der Firma Giuntabus fährt dann 2- bis 4-mal täglich vom Airport zum mehr als 100 Autobahnkilometer entfernten Fährhafen von Milazzo. Zusätzlich bieten auch private Gesellschaften den Transfer zwischen Flughafen und Milazzo an. Außerhalb des genannten Zeitraums oder bei zeitlich nicht mehr passenden Ankünften am Airport kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwar auch nach Milazzo (oder Messina), doch ist dabei, je nach den aktuellen Busfahrplänen, eventuell mit einer Zwischenübernachtung zu rechnen.
Neapel: Nach Neapel sind oft relativ preisgünstige Flüge erhältlich; auch per Zug liegt die Hauptstadt Kampaniens zumindest ab Süddeutschland noch in erträglicher Reichweite. Im Sommer bietet Neapels Hafen dank Anschlüssen per Tragflügelboot der Gesellschaft Snav zumindest prinzipiell die Möglichkeit, vergleichsweise flott (wenn auch nicht billig) auf die Inseln zu gelangen. Allerdings lassen es die Fahrpläne nicht immer zu, dass der schnelle Meeresflitzer noch am Abflugtag erreicht werden kann, zudem funktioniert die Linie auch nicht immer zuverlässig. Eine entspannte Alternative zum Tragflügelboot bildet die ganzjährig zweimal wöchentlich verkehrende Autofähre der Siremar, die abends Neapel verlässt und morgens die Liparischen Inseln erreicht.
Palermo: Auch bei der Anreise über die Hauptstadt Siziliens lassen sich die Inseln nur unter bestimmten Voraussetzungen an einem Tag erreichen. Die Reise kann zudem strapaziös werden, da eventuell mit mehrfachem Umsteigen und einer längeren Zugreise zu rechnen ist. Tragflügelboote der Liberty Lines von Palermo zu den Inseln verkehren nämlich nur im Hochsommer. Je nach Jahreszeit (und Ankunft des Flugzeugs) muss man deshalb möglicherweise die bis zu vierstündige Bahnfahrt zum Hafen von Milazzo auf sich nehmen. Nachteilig dabei wiederum: Sowohl der Flughafen von Palermo als auch der Bahnhof von Milazzo liegen ungünstig weit außerhalb der jeweiligen Stadt. Wer nicht schon am Vormittag in Palermo gelandet ist, wird deshalb um eine Zwischenübernachtung kaum herumkommen. Immerhin bietet die Anreise über Palermo-Milazzo wenigstens eine gewisse Flexibilität, da die Züge zwischen beiden Städten recht häufig verkehren.
Weitere, exotischere Anreisemöglichkeiten bestehen über die kalabrischen Flughäfen Reggio di Calabria und Lamezia-Terme. Sowohl von Reggio di Calabria als auch vom Hafen Vibo Valentia Marina (etwa 35 km von Lamezia-Terme entfernt) gibt es jedoch nur im Hochsommer direkte Schiffsverbindungen mit Tragflügelbooten der Liberty Lines. Selbst dann verkehren die Schiffe nur selten, ab Vibo Valentia Marina sogar nur zweimal pro Woche.
Unterwegs auf den Liparischen Inseln
Lipari
Die ausgedehnteste, lebendigste und vielfältigste Insel des Archipels. Liparis wechselvolle Geschichte reicht über viele Jahrtausende zurück und ist in einem ausgezeichneten Archäologischen Museum dokumentiert.
Fläche: 37,6 Quadratkilometer; Länge etwa neun Kilometer, maximale Breite etwa sieben Kilometer. Bevölkerung: rund 10.500 Einwohner, genannt Liparoti, von denen etwa die Hälfte in der Hauptstadt lebt. Höchste Erhebung: Monte Chirica (602 m), dicht gefolgt vom Monte San Angelo (594 m).
Das antike Meligunis ist die größte Insel des Archipels, mit einer Einwohnerzahl von rund 10.500 Personen gleichzeitig auch die mit weitem Abstand bevölkerungsreichste. Zum Vergleich: Selbst das fruchtbare Salina zählt gerade mal 2500, Stromboli nur etwa 400 Einwohner. Auf Lipari wohnen deutlich mehr Menschen als auf allen anderen Inseln zusammen. Folgerichtig bildet Lipari seit jeher die Hauptinsel der Gruppe, zu seiner Gemeinde gehören alle anderen Inseln mit Ausnahme von Salina. Lipari verfügt über das einzige Krankenhaus der Inseln und ist Sitz mehrerer Gymnasien.
Dank ihrer guten Verkehrsverbindungen, der umfassenden Infrastruktur und dem breiten Angebot an Quartieren und Restaurants drängt sich die Hauptinsel des Archipels als Standquartier geradezu auf. Lipari bildet die beste Basis für Tagesbesuche auf den Nachbarinseln, sei es per Linienschiff oder mit einem der zahlreichen Anbieter von Bootstouren. Deren Ausflugsfahrten machen es leicht, die häufig von Land aus unzugänglichen Küstenstriche des Archipels näher kennenzulernen, Badestopps in abgelegenen Buchten sind dabei oft eingeplant.
Lipari glänzt aber auch mit herrlichen Landschaftsbildern und historischen Sehenswürdigkeiten. Strände gibt es zwar nicht gerade in Überzahl, doch finden sich hier immerhin zwei der schönsten der Inselgruppe. Vor allem aber kann die Insel als einziges Eiland des Archipels mit einer Ansiedlung aufwarten, die die Bezeichnung „Stadt“ verdient - einer ausgesprochen hübschen und durchaus lebendigen dazu. Im Juli und August herrscht Hochbetrieb in Lipari-Stadt, und auch in den übrigen Monaten ist weit mehr los als auf den Nachbarinseln. Dennoch ist Lipari keine Touristenhochburg, die nur vom Fremdenverkehr lebt. Der Hauptort hat sich trotz reichlich vorhandener Boutiquen und Souvenirgeschäfte seine Identität weitgehend bewahrt. Frühmorgens entladen Fischer am Hafen ihre Boote, am Abend füllt sich die Hauptstraße mit der traditionellen Passeggiata der Einheimischen. Architektonische Exzesse sind ausgeblieben, die weißen Häuser wachsen nicht mehr als höchstens drei Stockwerke in den Himmel.
Ruhiger gibt sich die zweitgrößte Siedlung der Insel. Das drei Kilometer von der Hauptstadt entfernte Canneto ist zwar vom Ambiente her mit Lipari-Stadt nicht zu vergleichen, verfügt aber über den einzigen Campingplatz Liparis und liegt auch näher an guten Stränden. Weitere kleine Ortschaften, zum Teil nur aus weit verstreuten Häusern bestehend, reihen sich entlang der 27 km langen Ringstraße, die im Osten und Norden küstennah, im Westen dagegen inseleinwärts und hoch über dem Meer verläuft. Eine Tour entlang dieser Inselhauptstraße gestaltet sich höchst abwechslungsreich und ist unbedingt zu empfehlen.
Landschaftlich zeigt sich Lipari ausgesprochen vielfältig. Das überwiegend bergige Inselinnere ist vielfach mit dichter Macchia bewachsen und weitgehend unwegsam. Bei Wanderungen im südlichen Bereich trifft man auf vereinzelte Fruchtbäume und Weingärten, von denen einer sogar in einem erloschenen Vulkankrater angelegt wurde. Nördlich der Hauptstadt erstreckt sich beim Dörfchen Pirrera ein erstarrter Obsidianstrom, der bis hinab zu den Häusern von Canneto reicht. Ein Stück weiter im Nordosten strahlt der schneeweiße Bimssteinhang des Monte Pilato so glänzend weiß, dass sein Anblick fast nur mit Sonnenbrille zu ertragen ist. Auf der gegenüberliegenden Seite der Insel liegt das weite, bäuerlich geprägte Gebiet von Quattropani. Ganz in dessen Nähe leuchtet in einer ehemaligen Kaolingrube vielfarbig geschichteter Stein. Hier an der steil abfallenden, felsigen und oft unzugänglichen Westküste ist Lipari einsam und fast menschenleer. Ebenen und damit landwirtschaftlich genutzte Gebiete finden sich einzig im Umfeld der Hauptstadt und im Westen um die Streudörfer Pianoconte und Quattropani.
Schöne Panoramen bietet die Insel gleich im Dutzend. Weithin bekannt ist die tatsächlich geradezu unglaubliche Aussicht vom Belvedere Quattrocchi („Vier Augen“) auf das benachbarte Eiland Vulcano. Ebenso reizvoll ist der Blick auf die Meerenge und die Krater vom weit weniger frequentierten Alten Observatorium an der Südspitze der Insel, von der Hauptstadt auf einer angenehmen Nachmittagswanderung oder auch mit dem Fahrzeug leicht zu erreichen. Und im Norden lockt an mehreren Aussichtspunkten ein Panorama, das gleich fünf der sechs Nachbarinseln umfasst. Lipari - ein Fest fürs Auge.