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Neuseeland − Die Vorschau
Landschaft
Wenn ein Land kräftig damit wirbt, dass es so grün sei, dann darf man schon einiges an Natur erwarten. Neuseeland löst jedes Grün-Versprechen ein und es ist nicht nur das Grün der Schaf- und Rinderweiden und jenes der Nutzforste, das damit angesprochen wird, sondern immer noch ein Grün, das die Natur ohne Eingriff des Menschen geschaffen hat. Nationalparks schützen etwa 10 % der Fläche Neuseelands vor dem Zugriff des großen Geldes (zum Vergleich: in Deutschland sind es 0,6 %). Die Fülle der Eindrücke, die man in diesem Land sammeln kann, wird durch die enormen Kontraste verstärkt. Im Norden reicht Neuseeland in die Subtropen, im Süden in die Subantarktis, in der Bay of Islands badet man in fast tropischen Gewässern, während man zur gleichen Zeit an der Südküste der Südinsel nur mit Pullover und Anorak ausgeht. Im Süden meint man sich in den Alpen (und sie heißen auch „Southern Alps“), auf der Nordinsel trifft man hingegen Vulkane, die jeden Moment losspucken können, Geysire gehen ihrem Job fleißig nach und in Mudpools sprudelt kochender Schlamm. Dass in Neuseeland Urgewalten am Werke sind, hat zuletzt unübersehbar das Erdbeben von Christchurch gezeigt, das im Februar 2011 punktgenau das Zentrum dieser Stadt zerstörte, im November 2016 traf es Kaikoura.
Flugunfähige Vögel
Das Kontinent-Eckchen, das sich heute Neuseeland nennt, war seit der Kreidezeit nicht mehr mit den großen Kontinenten verbunden - und verpasste dadurch die Entwicklung der Säugetiere, der Raubtiere unter ihnen, aber auch der Reptilien. Die meisten heute flugunfähigen Vögel sind allerdings erst nach der Trennung Neuseelands von Gondwana angekommen - damals noch per Luftweg. Die Flugunfähigkeit entwickelte sich erst nach der Ankunft in Neuseeland: Die einzigen Räuber kamen aus der Luft und waren Adler und Habichte, da ist es am Boden sicherer. Der Robin, ein spatzengroßer grauer Vogel, hüpft Ihnen vor den Schuhen rum? Er sucht die Insekten, die Sie vielleicht aufgedeckt haben. Ein Hühnern ähnlicher Vogel nähert sich Ihnen und versucht, das mitgebrachte belegte Brot zu ergattern? Das ist ein Weka (Vorsicht, Wekas werden sehr gerne mit Kiwis verwechselt, die aber einen wesentlich längeren Schnabel haben und nachtaktiv sind). Nur auf streng vor Katzen, Ratten, Hermelinen & Co. - alle vom Menschen eingeführt - und anderen Feinden geschützten Inseln vor der Küste haben andere flugunfähige Vögel überlebt. Man brachte sie aus allen Teilen des Landes dorthin, auf dem Festland sind sie ausgestorben. Klar, es gibt auch flugfähige Vögel, der Kea ist einer, der einzige alpine Papagei der Welt. Ein legendärer Überlebenskünstler, dessen Neugier und Bastelfreude auch vor Autos nicht Halt macht.
Adrenaline thrills
Nach Queenstown, Taupo oder Rotorua fährt man nicht, um dort geruhsam die Sights abzuklappern oder einem schweißtreibenden Sport nachzugehen (das kann man natürlich auch), sondern um einen Katalog von „Adrenaline thrills“ abzuarbeiten. Von der Brücke runterspringen und einen Millimeter über der Wasseroberfläche durch ein Seil abgefangen werden: Bungee Jumping. In einem Hochgeschwindigkeits-Motorboot mit flachem Boden (wurde hier erfunden) durch eine Schlucht rasen: Jetboating (wurde hier erfunden). Im Tandem mit einem ausgebildeten Experten die Erdanziehung testen: Skydiving. Die glasklaren Gebirgsflüsse zu Fuß erkunden: Canyoning. In einer mit Wasser gefüllten Glaskugel den Hang runterrollen, Para-Wasserski, Höhlen-„Abseiling“, über einen bewaldeten Steilhang mit dem „Flying Fox“ düsen. Jedes Jahr kommen neue „Thrills“ dazu - immer unter dem Motto: „Länger, weiter, höher, krasser ...“
Trekking, Kajaken, Mountainbiken
Für die klassischen Freizeit-Sportarten Wandern und Bergsteigen, Kajaken und Mountainbiken ist Neuseeland ein wahres Paradies. Es müssen ja nicht die „Great Walks“ sein, stark frequentierte mehrtägige Bergtouren wie der „Milford Track“, der am Milford Sound endet, einem vom millionenfach fotografierten Mitre Peak (Bischofsmütze) überragten Fjord. Ob Tagestouren auf Vulkangipfel, Urwaldtrekking an der Westküste der Südinsel, ungezählte gebahnte und beschilderte „Trails“ und „Tracks“ im ganzen Lande tun’s auch. Kajaken wird ebenfalls groß geschrieben, nicht nur an der Subtropenküste des Abel Tasman Nationalparks kann man problemlos ein Boot ausleihen. Von der Nordspitze der Nordinsel zum äußersten Südende der Südinsel ist „The New Zealand Cycle Trail“ (oder auf Maori „Nga Haerenga“) in Arbeit und bis der fertig ist, kann man sich in jeder Region des Landes auf ungezählten Single Trails austoben.
Maoritanga
Die Neuseeländer sind nicht eine Ethnie, sondern - mindestens - zwei: die Maori, die polynesischen Ureinwohner, und die Pakeha, die weißen Neuankömmlinge. Eine dritte bilden die zuletzt eingewanderten Ostasiaten. Vor 900 Jahren kamen die Maori von Ost-Polynesien aus auf Neuseeland an, den flugunfähigen Moa-Laufvögeln machten sie als Jagdbeute bald den Garaus, die weiße Vormundschaft bereitete ihrer Kultur im 19. Jahrhundert nach einem blutigen Krieg fast ein vorzeitiges Ende. Heute blüht sie wieder, diese Maoritanga, es wird wieder tätowiert und in Holz geschnitzt und wenn die von Polynesiern dominierte Rugby-Mannschaft ein Spiel beginnt, wird von Maori und Pakeha gemeinsam der Haka aufgeführt, eine tänzerische Herausforderung. Maoritanga? Maori-Regionen (East Cape der Nordinsel!) oder kulturelle Spektakel besuchen.
Herr der Ringe & Der Hobbit
Neuseeland verkauft sich gut als Touristenziel, nicht zuletzt dank Sir Peter Jacksons Monumentalepen für das Kino, denn der „Lord of the Rings“ (LOTR) sowie die „Hobbit“-Trilogie haben uns digital perfektionierte Bilder von Neuseeland nach Hause gebracht, die so überwältigend sind, dass man gleich die Koffer packen möchte, um zu sehen, wo sie wirklich wohnen, kämpfen, zaubern, die Zwerge, Elben, Hobbits, Orks und schlichten Menschen. Südlich von Auckland ist die Heimat der Hobbits zu besichtigen: das Filmset für „Hobbingen“ liegt in der Nähe des kleinen Ortes Matamata. Im Tongariro-Nationalpark bot sich der Vulkan Mount Ruapehu förmlich als Schicksalsberg (Mt. Doom) an. Die schwarzen Reiter des ersten LOTR-Teiles machen einen alten Kiefernwald bei Wanaka zum gespenstischen Ambiente. Und für die Nebelberge stehen die Karstfelsen des Kahurangi-Nationalparks. Der wilde Fluss, der die in Fässern steckenden Zwerge davonträgt? Der Polorus River. Edoras? Am Clyde River in Canterbury. Lothlorien? Glenorchy ...