Inhaltsverzeichnis
Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit Anika Zeller
Sie war 20, als sie zum ersten Mal nach Russland aufbrach. Und sie war nach der Reise fest entschlossen, neben Geschichte und Journalistik auch Slawistik zu studieren. Etliche Reisen führten sie in zahlreiche Ecken der ehemaligen Sowjetunion und immer wieder nach Moskau, wo sie eine Zeitlang auch lebte. Heute wohnt sie vor den Toren Hamburgs und arbeitet als Russland-Dokumentarin beim SPIEGEL.
Als ich im Mai 2017 in Moskau war, lag hinter der Basilius-Kathedrale eine riesengroße Baustelle. Als ich im Herbst zurückkehrte, war dort ein Park der Superlative entstanden, mit Eishöhle, Zeitmaschine und freischwebender Brücke. Moskau hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Und nicht nur Vorzeigeprojekte wie der Park Sarjadje waren neu: Die ganze Innenstadt hatte frisch geteerten Asphalt, neue Parks, breite Bürgersteige bekommen. „Ich erkenne meine Straße nicht wieder“, war der Satz, den ich am häufigsten hörte.
Nur wenig erinnert heute an das Moskau, das ich vor zwei Jahrzehnten kennenlernte. Die klapprigen Busse fielen damals fast auseinander. Am Straßenrand standen kleine gelbe Tankwagen, die russischen Kwas verkauften. Und im Geschäft schob die Verkäuferin auf einem Rechenbrett hölzerne Kugeln hin und her. Ich mochte die Stadt damals sehr - konnte aber jeden verstehen, der das nicht tat. Zu vieles hier war anders als bei uns: die grimmigen Mienen, der Lärm und der Dreck, die Umständlichkeit des alltäglichen Seins.
Laut ist Moskau noch immer und für viele Bewohner ist das Leben hart wie eh und je. Der Charakter der Metropole aber hat sich grundlegend verändert, zumindest im Zentrum. Modern, westlich, sauber, mancherorts fröhlich und sogar hip. Moskau ist eine liebenswerte Stadt geworden. Und eine Stadt, die es Besuchern leicht macht, sie zu mögen!
Orientiert in Moskau
Stadt und Stadtviertel
Zwölf Millionen Einwohner, größte Stadt Europas, Kapitale der Russischen Föderation: Willkommen in Moskau, der Stadt der Superlative! Für die Russen ist Moskau die „Mutter aller Städte“, das Herz ihres Landes - und zugleich eine Insel im Riesenreich: westlich und wohlhabend, alternativ und aufgeschlossen wie kein zweiter Ort im Land. Willkommen in Moskau, der Stadt der Widersprüche!
So beschaulich wie am Boulevardring ist Moskau nicht überall: Die russische Hauptstadt, einst Zentrum der Sowjetunion, ist heute eine globalisierte Megacity - imposant und schnelllebig wie keine zweite in Europa.
Historischer Stadtkern
Unbestrittenes Zentrum der Metropole ist der Rote Platz. Wer ihn zum ersten Mal betritt, ist ergriffen, schlicht überwältigt, besonders in den Abendstunden, wenn sich eine wohltuende Ruhe über ihn legt. Die letzten Strahlen der tief stehenden Sonne tauchen die Basilius-Kathedrale in warmes Licht. Mit Einbruch der Dämmerung setzen die Scheinwerfer ein Bauwerk nach dem nächsten effektvoll in Szene. Und wenn zuletzt die rubinroten Sterne auf den Kremltürmen zu leuchten beginnen - dann heißt der Rote Platz Sie willkommen im Osten Europas!
Zusammen mit dem Kreml auf der einen und dem Viertel Kitaj-gorod auf der anderen Seite stellt der Rote Platz den historischen Kern der Stadt dar. Von hier dehnte sich Moskau seit dem 12. Jh. aus, und das nach einem denkbar einfachen Prinzip: wie ein Stein, der im Wasser seine Kreise zieht.
Das Moskauer Ringprinzip
Mit einem Blick auf die Karte sind die Kreise, bei denen es sich z. T. um Halbkreise handelt, deutlich zu erkennen. An dem ersten, der den historischen Kern der Stadt umschließt, reihen sich berühmte Bauwerke wie das legendäre Bolschoj-Theater oder die russische Duma aneinander. Der zweite, genannt Boulevardring, verläuft rund 800 Meter weiter außen. Ihn säumen herrschaftliche Villen, in denen Theater, Museen, Cafés und Restaurants residieren. Der dritte Ring ist der Gartenring, der auf mehreren Spuren das Moskauer Zentrum umkreist. Die einstigen Gärten an seinem Rand sind lange verschwunden, vor Kurzem aber wurden immerhin ein paar Bäume gepflanzt. In den Außenbezirken folgen weitere Ringe: Metroring und Eisenbahnring, Dritter und Vierter Transportring, zuletzt der Autobahnring, der über weite Strecken identisch ist mit der Moskauer Stadtgrenze (Karte).
Zentrum
Verweilen wir aber zunächst im Zentrum der Stadt - dort, wo Moskau am schönsten ist: wo sich hinter jeder Ecke eine kleine Kirche versteckt, wo sich klassizistische Säulen mit barocken Gesimsen abwechseln und Jugendstil-Mosaike mit altrussischen Zeltdächern. Alle paar Meter blitzen außerdem die Spuren der sowjetischen Zeit auf, hier ein in Stein gemeißeltes Leninporträt am Giebel, dort ein Hammer-und-Sichel-Symbol am Geländer.
Durchzogen wird das Zentrum von mehreren Radialstraßen, die sternförmig aus der Stadt hinausführen. Zwischen ihnen liegen die sieben Innenstadtviertel, die sich somit - wie die Stücke einer Torte - um den historischen Kern herum gruppieren. Jedes Viertel steht dabei für eine besondere Seite der Stadt. Hip und kreativ geht’s in Jakimanka zu, ruhig und gediegen dagegen in Chamowniki. Das vielgerühmte „alte Moskau“ findet man vor allem in Basmanny und Samoskworetschje. Schick und „westlich“ wiederum ist das Gebiet im Osten der Twerskaja. Der Arbat schließlich zieht viele Touristen an, das Viertel westlich der Twerskaja besonders die intellektuelle Oberschicht.
Außenbezirke
Hinter dem Gartenring, der das Zentrum begrenzt, erstrecken sich die Moskauer Außenbezirke. In ihnen hat das sowjetische Erbe klar die Oberhand: Monumentale Fassaden aus der Stalinzeit säumen unendlich breite Straßen, weitläufige Plattenbausiedlungen ziehen sich bis zum Horizont. Auf den ersten Blick wirkt das Moskau der Außenbezirke alles andere als einladend. Gleichwohl befinden sich hier Ausflugsziele, die zu den Highlights der Stadt zählen: von der UNESCO-geschützten Kathedrale in Kolomenskoje über das liebreizende Neue Jungfrauenkloster bis zu spannenden Museen, die sich unterschiedlichsten Themen widmen.
Umland
Im Moskauer Umland breitet sich die wellige Landschaft der osteuropäischen Ebene aus. Hier haben die Moskowiter ihre Datschen, hier verbringen sie im Sommer ihre Wochenenden. Auch Gäste der Stadt sollten mindestens einmal ins Moskauer Umland vorstoßen: in den Wald von Peredelkino, wo sich die Datschen von Boris Pasternak und etlichen anderen Schriftstellern verstecken; nach Sergijew Possad, wo eines der wichtigsten Klöster des gesamten Landes steht; oder nach Archangelskoje, wo ein herrliches Schlosspark-Ensemble dazu einlädt, die Seele baumeln zu lassen.
Sightseeing: Klassische Ziele
Wer zum ersten Mal nach Moskau kommt, ist neugierig auf all das, was die Stadt berühmt gemacht hat: den Roten Platz, den Kreml, die Metro. Und zu Recht: Die klassischen Sehenswürdigkeiten sind die Basis. Wer sie nicht kennt, kennt Moskau nicht!
Gut zu wissen: Am Montag haben etliche Museen geschlossen. Mehr dazu → siehe hier
Die meisten Klassiker liegen am Roten Platz. Wer sich in die Mitte stellt und einmal im Kreis dreht, sieht der Reihe nach: das Kaufhaus GUM und die Basilius-Kathedrale, das Lenin-Mausoleum und das Historische Museum, außerdem die Mauer und einige Türme des Kreml!
Bauwerke
Basilius-Kathedrale: Jeder kennt sie, aus dem Fernsehen, aus Büchern oder Zeitungen: die Basilius-Kathedrale, dieses kunterbunte Gebilde aus sich in- und übereinanderstapelnden Türmchen und Kuppeln - Russlands bekannteste Bauwerk und das Moskauer Wahrzeichen schlechthin. → Tour 1
Neues Jungfrauenkloster: Das lieblichste der vielen Moskauer Klöster. Märchenhaft schön an einem kleinen See gelegen, lockt es mit rot-weißer Barock-Architektur und einem idyllischen Friedhof, auf dem zahlreiche berühmte Persönlichkeiten begraben sind. → Außenbezirke
Metro: Mosaike an den Wänden, feinster Marmor an den Säulen: Viele Stationen der Moskauer Metro sind so prachtvoll wie kleine Paläste. Wer sich länger in der Stadt aufhält, nimmt den Prunk nicht mehr wahr - beim ersten Mal aber ist er schier überwältigend.
Christi-Erlöser-Kathedrale: Das größte orthodoxe Gotteshaus der Welt, unter Stalin gesprengt und in den 1990er-Jahren wieder aufgebaut. Heutige Besucher beeindruckt sie mit ihren Fresken und Ikonostasen, vor allem aber mit ihrer gigantischen goldenen Kuppel. → Tour 4
Kolomenskoje: Ehemaliger Zaren-Landsitz mit UNESCO-geadeltem Gotteshaus, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft: Weitläufige Wiesen und das Ufer der Moskwa lassen die Hektik der 12-Millionen-Metropole schnell in Vergessenheit geraten. → Außenbezirke
GUM: Einkaufspalast mit Brücken, Balkonen und Balustraden: Probieren Sie unbedingt das legendäre GUM-Eis, das an kleinen Ständen im Erdgeschoss verkauft wird!
Museen und Galerien
Kreml: Ein Meer aus goldenen Zwiebelkuppeln thront auf prachtvollen Kathedralen, dazu feudale Paläste und Museen mit Schätzen von unvorstellbarem Wert: Der Kreml ist nicht nur Keimzelle der Stadt und politische Schaltzentrale des Landes, er ist auch ihr touristischer Mittelpunkt. → Tour 2
Tretjakow-Galerie: Neben der Eremitage in St. Petersburg das bedeutendste Kunstmuseum Russlands. Ihre beiden Filialen laden ein zu einem Streifzug durch die Geschichte der russischen und sowjetischen Malerei und eröffnen Besuchern aus dem Westen vollkommen neue Horizonte! → Tour 8
Lenin-Mausoleum: Einbalsamiert für die Ewigkeit: In einem gläsernen Sarg, die rechte Hand zur Faust geballt, liegt der bekannteste Kommunist der Weltgeschichte - Wladimir Iljitsch Lenin. Immer wieder werden Forderungen laut, den Leichnam vom Roten Platz zu entfernen. Bislang erfolglos, aber wer weiß, wie lange noch? → Tour 1
Tolstoj-Wohnhaus: So authentisch wie kein zweites „Wohnhausmuseum“ in Moskau: Liebevoll präsentierte Exponate geben Einblick in Alltag und Werk des großen Dichters, Museumsfrauen erzählen Anekdoten - und freuen sich über jeden, der ihrem Idol Beachtung schenkt. → Außenbezirke
Straßen und Plätze
Roter Platz: Der Rote Platz ist der Klassiker unter den Klassikern. Weil er einfach schön ist. Und geheimnisvoll. Weil er Macht ausstrahlt und seine Besucher mit Ehrfurcht erfüllt. Weil er von der Geschichte Russlands erzählt und die Gegenwart des Landes vor Augen führt. → Tour 1
Alter Arbat: In der ersten und damit ältesten Fußgängerzone Russlands zeigt sich Moskau von seiner heiteren Seite: mit Straßenmusikanten und Porträtzeichnern, Souvenirläden, Cafés und vielen Touristen. Zugleich halten mehrere Dichtermuseen die Erinnerung an die intellektuelle Vergangenheit des Viertels aufrecht. → Tour 5
Twerskaja uliza: Sie beginnt am Kreml und endet knapp 2 km weiter am Triumphplatz: die Twerskaja uliza, die zentrale Achse der russischen Metropole, an der sich etliche Hotels, Restaurants und Geschäfte aneinanderreihen. Seit ihre Bürgersteige breiter sind und Bäume haben, macht es richtig Spaß, sie entlangzuschlendern! → Tour 6
Boulevardring: Ob ein Spaziergang unter schattigen Bäumen oder eine Verschnaufpause auf der Parkbank: Der Boulevardring ist einer der wenigen Orte im Moskauer Zentrum, an dem man zur Ruhe kommt. Besonders schön sind der Twerskoj bul., der Tschistoprudny bul. und der Gogolewski bul. → Tour 5, Tour 6, Tour 7
Sightseeing: Neue Ziele
Kreml, Roter Platz, Tretjakow-Galerie - Sights wie diese stehen seit Jahrzehnten in Reiseführern über die russische Hauptstadt. Das Besondere an Moskau aber ist, dass hier fortwährend Neues entsteht! Sehen Sie selbst: Keines der folgenden Ziele ist älter als zehn Jahre - jedes von ihnen aber unbedingt sehenswert!
Das Viertel mit den meisten Neuigkeiten ist Jakimanka (→ Tour Nr. 9): die Fabrik Roter Oktober, der Gorki-Park, die Galerie Garasch. Und nicht zu vergessen: die schöne Uferpromenade, die sich kilometerweit an der Moskwa entlangzieht.
Museen und Galerien
Garasch: Die Galerie Garasch ist das Aushängeschild der Moskauer Kunstszene. Jede Ausstellung ist ein Ereignis - und das Gebäude, in dem sie gezeigt werden, ein Paradebeispiel für die Moskauer Architektur der Gegenwart. → Tour 9
GULAG-Museum: Auch das GULAG-Museum hat vor Kurzem ein neues Gebäude bezogen - und begeistert seitdem mit einer neu konzipierten Ausstellung. Nüchtern und ausgewogen informiert sie über das mörderische Terrorregime von Diktator Iossif Stalin, der allein im Jahr 1937 mehr als eine Million Menschen in sibirische Lager deportieren ließ. → Außenbezirke
Museum sowjetischer Spielautomaten: Das wohl skurrilste „Museum“ der russischen Hauptstadt. Rund 40 Daddelgeräte aus allen Teilen der Sowjetunion laden Nostalgiker dazu ein, für einen Moment in die längst vergessene Vergangenheit abzutauchen. → Tour 6
Parks
Gorki-Park: Kein Park im üblichen Sinn, sondern ein Abenteuerspielplatz für die ganze Familie. Man kann hier: tanzen, essen und spazieren gehen, Sport und Yoga machen, Schlittschuh laufen, Tischtennis spielen, Ruderboot und Fahrrad fahren. Fehlt noch was? Ja! Eine Kunstgalerie besuchen. Oder alte Sowjetdenkmäler anschauen. Seit seiner Neugestaltung ist der Gorki-Park ein absolutes Muss! → Tour 9
♦ Moskwa-Ufer: Ein Spaziergang entlang der Moskwa war lange ungemütlich. Das ist heute anders. Die Stadtverwaltung hat etliche Uferwege neu gestaltet. Besonders schöne Abschnitte liegen in Jakimanka (im Gorki-Park), in Kolomenskoje, in Archangelskoje und gegenüber dem Sarjadje-Park. → Tour 3, Tour 9, Außenbezirke
Park Sarjadje: Das neueste Highlight der russischen Hauptstadt. Nur wenige Schritte vom Roten Platz entfernt lockt der Park mit exotischen Pflanzen, multimedialen Angeboten und neuen Sichtachsen: Nie zuvor hat man den Kreml, den Roten Platz und die vielen Kirchen von Kitaj-gorod aus dieser Perspektive gesehen! → Tour 3
Bauwerke
Oko-Turm: Etliche Aussichtsplattformen buhlen in Moskau mittlerweile um Gäste, die höchste und spektakulärste von ihnen liegt im Hochhausviertel Moskau City, auf dem Dach des Oko-Turms. Mit einer Höhe von 354 m ist sie die höchste Aussichtsplattform Europas! → Außenbezirke
Holzhaus in Samoskworetschje: Jahrelang stand im beschaulichen Golikowski per. ein kleines, altes Holzhaus, das mit jedem Jahr mehr verfiel. Und man wunderte sich, warum das Häuschen nicht abgerissen wird, wie all die anderen vor ihm auch. Dann die Überraschung: Das Haus wurde renoviert, hat neue Fenster und einen kräftigen roten Anstrich bekommen - und zeigt uns heute, wie Moskau vor 200 Jahren aussah. → Tour 8
Schwebende Brücke: Stützenlos schwebt sie über der Moskwa: die neue Brücke im Park Sarjade, die in Wahrheit gar keine Brücke, sondern eine Aussichtsplattform ist. Trotz ihrer filigranen Anmutung kann sie bis zu 4000 Menschen tragen. Ein traumhafter Blick ist ihnen garantiert! → Tour 3
Szene-Treffpunkte
Patriarchen-Viertel: Wo sich Bars, Cafés und Restaurants aneinanderreihen, wo permanent neue Boutiquen eröffnen und junge Menschen mit Handy und Papp-Bechern rumlaufen - da hat die Gentrifizierung die Moskauer Altstadt erreicht. Beschaulich wie eh und je ist nur der Patriarchenteich selbst, der dem Viertel seinen Namen gab. → Tour 6
Fabrik Roter Oktober: Wer durch die Höfe des ehemaligen Fabrikgeländes schlendert, entdeckt hinter jeder Ecke eine neue Überraschung: eine tolle Foto-Galerie, ein angesagtes Restaurant, einen witzigen T-Shirt-Laden - und überall viele Moskowiter, die genauso aussehen wie ihre Vorreiter in den Szenevierteln von Berlin, New York oder Istanbul. → Tour 9
Danilow-Markt: Schon immer der netteste Lebensmittelmarkt Moskaus, seit seiner Umgestaltung aber ein Ziel, das man nicht versäumen darf! Neben den Marktständen in der Mitte, an denen sich Berge von Melonen, Orangen und Granatäpfeln türmen, locken vor allem die hippen Imbiss-Stände am Rand. Sie bieten so gut wie alles an, was man nie zuvor probiert hat - von armenischen Gemüsebratlingen bis zu Knödeln aus Dagestan! → Außenbezirke
Essen gehen
Zu Sowjetzeiten waren Restaurants als kapitalistisch verschrien, Iwan Normalverbraucher kochte zu Hause seine Suppe. Heute ist Moskau ein gastronomisches Abenteuerland. Kaum ein Lokal beschränkt sich darauf, seine Gäste mit der Speisekarte zu beeindrucken. Mindestens ebenso wichtig ist das besondere Etwas!
Zur Moskauer Küche lesen Sie mehr im Kapitel „Russische Küche“ ab hier.
Ausführliche Restaurantbeschreibungen finden Sie am Ende jeder Tour.
Eine Liste aller Restaurants finden Sie ab hier.
Neue Horizonte
Wer nach Moskau fährt, muss russisch essen gehen, keine Frage. Muss erfahren, wie ein echter Borschtsch duftet, was russische Bliny von französischen Crêpes unterscheidet und sibirische Pelmeni von italienischen Ravioli. Mit der russischen Küche allein ist es jedoch nicht getan. 70 Jahre lang war Russland Teil der Sowjetunion, die Vergangenheit hat Spuren hinterlassen. Mindestens einmal sollte daher jeder ein georgisches Lokal betreten, am besten auch ein ukrainisches, armenisches oder usbekisches. Darüber hinaus ist (fast) die ganze Welt kulinarisch in Moskau vertreten. Nur Fischrestaurants und Lokale mit vegetarischer Küche sind vergleichsweise dünn gesät.
Das besondere Etwas
Jedes Restaurant in Moskau hat irgendwas, was kein anderes hat. Das kann ein spektakulärer Blick sein - es kann aber auch eine grasende Kuh hinter einer Scheibe sein, ein Teller mit Sowjetemblem oder ein Kellner in Kosakentracht. Und nichts, wirklich nichts ist in einem Moskauer Restaurant dem Zufall geschuldet: Alles ist perfekt arrangiert und fügt sich harmonisch ein ins gewählte Konzept.
Vorsicht, Fettnäpfchen!
Moskau hat Restaurants in sämtlichen Preisklassen, im Vergleich zu anderen Städten sind überdurchschnittlich viele von ihnen extrem teuer. Da das Preisniveau auf den ersten Blick nicht immer zu erkennen ist, sollten Sie vorab einen Blick auf die kleinen Sternchen werfen, die jedem Restauranttipp vorangestellt sind: Ein einzelnes Sternchen (*) strapaziert Ihren Geldbeutel am wenigsten, vier Sternchen (****) am meisten (mehr dazu → siehe hier).
Wer ein bestimmtes Restaurant besuchen möchte, sollte einen Tisch für abends reservieren, und sich vor Ort nicht wundern, wenn der Türsteher etwas grimmig dreinschaut. Im Innern geht es zunächst förmlich zu: Es ist unüblich, sich selbst einen Tisch zu suchen oder gar die Jacke über die Stuhllehne zu hängen. Hinter dem Eingang befindet sich stets eine Garderobe.
Die Speisekarte zeigt neben dem Preis manchmal das Gewicht der Gerichte an - und zwar aufgeschlüsselt nach den einzelnen Komponenten des Gerichts, z. B. Fleisch, Kartoffeln und Gemüse. Um welche Art von „Gemüse“ es sich handelt, erfährt man selten.
Die Bezahlung am Ende erfolgt zunächst wie gewohnt: Sie teilen Kellner oder Kellnerin mit, dass Sie zahlen möchten. Manchmal fragen diese nach, ob bar oder mit Karte. Im Fall der Bar-Variante bringt die Bedienung eine kleine Mappe oder einen kleinen Behälter mit der Rechnung an den Tisch und entfernt sich wieder. Die Gäste legen das Geld hinein und zwar die Gesamtsumme - getrennt zahlen ist verpönt!
Beim Trinkgeld greift die 10%-Regel.
Alternativen zum Restaurant
Als günstige Alternative zu klassischen Restaurants haben sich etliche Restaurants etabliert. Bei ihren Filialen handelt es sich nicht um Fast-Food-Lokale a la McDonald’s, sondern um Ableger von Restaurants, die in ihrem Viertel so erfolgreich waren, dass man ihr Konzept in weitere exportiert hat. Gut essen gehen kann man außerdem in einem Kafe - ein Wort, das im Russischen meist eine Mischung aus Café und Restaurant bezeichnet.
5 Tipps für 5 Abende
*** Lavka Lavka - Bio: Für ein inniges Candle-Light-Dinner nicht erste Wahl, für ein ungezwungenes Abendessen im Kreise ökobewusster Großstadthipster perfekt. → Tour 6
*** Elardschi - Georgisch: Traditionell und sehr gemütlich, sowohl drinnen als auch draußen. Die georgische Küche ist hervorragend - wohl auch deshalb, weil die Chefköchin ausschließlich nach Rezepten ihrer Mutter und Großmutter kocht. → Tour 4
*** Mari Wanna - Vintage: Klassische russische Küche in kuscheliger Umgebung - dank Omalampen und Blümchentapeten. → Tour 6
*** Uilliam’s - Hip: Beliebter Anlaufpunkt im angesagten Patriarchen-Viertel. Die Küche ist gemischt, der Andrang immer groß. → Tour 6
**** White Rabbit - Teuer: Der Kreml unter den Restaurants, eine Adresse, die weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt ist. Großen Anteil daran haben die grandiose Aussicht und Starkoch Wladimir Muchin. → Tour 5
Ausgehen
Es jubelt und johlt und hört gar nicht mehr auf zu applaudieren: Das Moskauer Publikum feiert die Stars seiner Bühnen so enthusiastisch und mitreißend wie kaum ein anderes. Wer lieber selbst aktiv sein möchte, der taucht in die Moskauer Clubszene ein - und tanzt die Nächte zu Russenrock durch!
Ein klassisches Party- oder Kneipenviertel sucht man in Moskau vergeblich. Überdurchschnittlich viele Adressen konzentrieren sich jedoch rund um den Patriarchenteich und auf dem Gelände der Fabrik Roter Oktober.
Alle Clubs, Bars und Kneipen finden Sie im Kapitel Nachtleben; Bühnen und Konzerthäuser werden im Kapitel Kulturleben vorgestellt.
In Ballett oder Oper gehen
Ballette wie Schwanensee, Nussknacker oder Dornröschen sind auf der ganzen Welt bekannt. Wo aber kann es schöner sein, sie anzuschauen, als im legendären Bolschoj-Theater? Es ist - neben dem Kreml und dem Roten Platz - das bekannteste Aushängeschild Moskaus. Und das zu Recht. Schon der Zuschauersaal ist überwältigend: Man versinkt in roten Plüschsesseln, staunt über die goldgeschmückte Zarenloge. Und wenn sich der prächtige Vorhang hebt und die Melodien der russischen Romantiker erklingen, dann wird alles andere um einen herum bedeutungslos.
Ins Konzert gehen
Egal ob Rock oder Klassik: Konzerte spielen im kulturellen Leben der Stadt eine große Rolle. Die erste Adresse für klassische Musik ist bislang das Konservatorium. 2018 aber wird im Park Sarjadje eine neue Philharmonie eröffnen - nicht auszuschließen, dass sie zur ernsten Konkurrenz wird. Rock- und Popkonzerte finden, je nach Bekanntheit der Musiker, in kleinen Clubs oder großen Hallen wie dem Olimpiski oder der Crocus City Hall statt. Und wenn während Ihres Aufenthalts zufällig eine beliebte Russenband wie DDT, Markscheider Kunst oder Leningrad spielen sollte: dann schnell zum nächsten Kiosk laufen und ein Ticket kaufen!
Viel verbreiteter als bei uns ist übrigens auch Straßenmusik, vor allem an warmen Sommerabenden. Mal spielt ein einsamer Gitarrist, mal eine achtköpfige Kombo - immer aber stehen die Moskauer im großen Kreis drum herum und singen lauthals mit!
Tanzen gehen
So erschöpft Sie am Ende der Tage auch sein mögen: Mindestens einmal sollten Sie in die Moskauer Clubszene eintauchen, denn diese brummt, vibriert und steht nie still. Immer findet sich ein Laden zum Feiern und Tanzen, zum Livemusikhören und Mitsingen. Die Vielfalt der Szene beeindruckt ebenso wie die einzigartige Gestaltung vieler Clubs. Im Sommer schwören die Moskowiter außerdem auf Open-Air-Dance: Gleich mehrere Tanzflächen laden im Gorki-Park dazu ein, unter freiem Himmel die Hüften zu schwingen!
Was trinken gehen
Sie wollen den Tag nett ausklingen lassen? Oder vorglühen für die anschließende Partynacht? Kein Problem! Die Auswahl an Pubs und Bars ist riesig! Der neueste Trend heißt, wie in vielen Großstädten dieser Welt: Craft Beer. Gefühlt jede Woche macht ein neuer Laden auf, die Auswahl an unterschiedlichen Sorten ist grenzenlos. Weinliebhaber, die früher tief in die Tasche greifen mussten, können ebenfalls aufatmen: In den letzten Jahren haben etliche Weinbars eröffnet, deren Preise sich auf hohem, aber nicht abgehobenem Niveau eingependelt haben. Cocktail-Bars befinden sich häufig im obersten Stock eines Luxushotels und bieten von dort eine fantastische Aussicht. Oft im Keller liegen dagegen alternative Club-Cafés, in denen häufig Livebands spielen. Ihr Publikum ist studentisch geprägt, aber aufgeschlossen für ältere Semester!
5 Tipps für 5 Abende
Bolschoj-Theater - Klassisch: Ein Ballett- und Opernhaus, wie es im Buche steht: funkelnde Kronleuchter, samtrote Plüschsessel - und im Idealfall Tschajkowskis tanzende Schwäne auf der Bühne!
Kitajskij ljotschik - Alternativ: Einer der ältesten Clubs der Stadt, schon das ein Zeichen für seine Beliebtheit. Gespielt wird Alternative Rock, Punkrock und Grunge der 90er, manchmal auch Weltmusik. Und das Beste: die Konzerte russischer Live-Bands!
O2-Lounge - Cocktails: Nirgendwo sind die Cocktails teurer als hier - nirgendwo aber ist auch die Aussicht beeindruckender: Hinter einer Glasscheibe liegt Ihnen das Herz der Stadt samt Rotem Platz und Kreml förmlich zu Füßen!
Klawa - Szenig: Schummrige Bar, die voll wird, wenn andere schlafen gehen. Sollte es mal zu voll werden, dann gehen Sie ein paar Schritte weiter: Im Patriarchen-Viertel ist abends immer was los!
Dom 12 - Allrounder: Nicht Bar, nicht Club, nicht Kneipe, auch nicht Kino, Theater oder Konzertbühne, nein alles auf einmal, das ist das Dom 12! Das Publikum ist bunt zusammengewürfelt, die Atmosphäre herrlich ungezwungen.
Shopping
Im Regal eine Matrjoschka, ein Samowar auf der Fensterbank und an der Pinnwand sowjetische Propagandabilder: Moskauer Mitbringsel sind Blickfang in jeder Wohnung. Nebensächlich ist das Warenangebot dort, wo der Einkaufsbummel selbst Spaß macht - auf belebten Märkten etwa oder in traditionsreichen Geschäften.
Ausführliche Beschreibungen einzelner Einkaufsmöglichkeiten in den Vierteln finden Sie am Ende jeder Tour.
Überdurchschnittlich viele Geschäfte liegen in den Straßen Ul. Petrowka, Ul. Kusnezki most, Mal. Bronnaja ul. und Stoleschnikow per (Tour 6).
Erste Adresse für Souvenirs ist der Ismajlowski-Markt (Außenbezirke).
Klassische Souvenirs
Den größten Stellenwert unter russischen Souvenirs hat das traditionelle Kunsthandwerk. Wenn die Produkte „echt“ sind (und nicht billig reproduziert), dann werden sie in liebevoller Handarbeit gefertigt und zwar nach altem Brauch in ganz bestimmten Dörfern oder Städten.
Der Klassiker ist die Matrjoschka, die hölzerne „Puppe in der Puppe“, die im weitesten Sinn „Mütterchen Russland“ symbolisiert. Sie kommt ursprünglich aus Japan, wird heute aber hauptsächlich in der Nähe von Nischni Nowgorod hergestellt. Weit verbreitet sind außerdem Holzschalen aus Chochloma (zu erkennen an schwarz-roten Ornamenten auf goldenem Grund) und auch Lackprodukte aus Schostowo und Palech: Tabletts werden nach alter Tradition mit großen Blumen bemalt, Schachteln mit verspielten Märchenszenen.
Als Mitbringsel für Oma eignet sich die blau-weiß-gemusterte Keramik aus dem Ort Gschel. Holzspielzeug aus Bogorodskoje wiederum kommt bei Kindern gut an. Teetrinker sollten einen Blick auf die Samoware werfen, die in Tula produziert werden, manch weiblicher Gast freut sich über Bernsteinschmuck von der Ostseeküste. Zuletzt sei noch auf zwei unverzichtbare Souvenirs für die kalte Jahreszeit hingewiesen: farbenfrohe Tücher aus Pawlowski Possad sowie hauchzarte Schals und Stolen aus Orenburg.
Alternative Souvenirs
Kultstatus unter den Souvenirs haben Sowjet-Andenken, wobei zu unterscheiden ist zwischen Originalen (etwa Pins und Armee-Gegenständen) und Reproduktionen (wie Postern oder T-Shirts mit CCCP-Aufdruck). Hinzu kommen russische Kleidungsstücke, insbesondere für den Winter. Zu den Klassikern zählen Pelzmütze, selbstgestrickte Handschuhe und Walenki: dicke Filzstiefel, die allerdings mehr für Dekorationszwecke geeignet sind. Immer öfter findet man in Moskau auch moderne Souvenirs wie lässige Hoodies, feine Notizbücher oder originelle Tassen.
Die niedrigsten Preise für Souvenirs zahlen Sie auf dem Ismajlowski-Markt, die höchsten in der Fußgängerzone Alter Arbat. Grundsätzlich gilt für alles, was Sie nicht im Geschäft kaufen: Handeln ist Pflicht! Die erstgenannte Summe ist stets für die Kategorie „dummer reicher Tourist“ kalkuliert.
Kulinarische Mitbringsel
Ein beliebtes Mitbringsel aus Moskau ist Kaviar (ikra), das teuerste Lebensmittel der Welt, zumindest dann, wenn es sich um den „echten“ Kaviar vom Stör und nicht den weitaus günstigeren roten Kaviar vom Lachs handelt. Mindestens ebenso gefragt wie Kaviar ist Wodka. Wer den Geldbeutel schonen will, kauft russische Süßwaren. Schokoladentafeln, Bonbons und Pralinenschachteln sind häufig sehr hübsch verpackt, sodass der (manchmal gewöhnungsbedürftige) Inhalt zweitrangig wird.
5 Tipps für 5 Shoppingtouren
Ismajlowski-Markt - Legendär: Stöbern, bummeln, feilschen - nirgendwo geht das besser als auf dem beliebten Trödelmarkt in Ismajlowo. Kommen Sie unbedingt am Wochenende: Dann verkaufen die Händler nicht nur Souvenirs, sondern auch Flohmarktschätze! → Außenbezirke
Aljonka - Kultig: Bonbons in allen Farben dieser Welt, darunter auch der Kassenschlager „Aljonka“, der den Geschäften der Süßwarenfabriken den Namen gab. Weitere Verkaufsschlager sind „Mischka kossolapy“ (blau mit Bären) und „Belotschka“ (grün mit Eichhörnchen). → Tour 3, Tour 5, Tour 8, Tour 9
Vintage Voyage - Second-Hand: Kunterbunt wie die Bonbons bei Aljonka sind auch die Kleider, die bei Vintage Voyage an der Stange hängen! Sie stammen aus den 1950er bis 1980er Jahren und wurden von berühmten Designern wie Chanel oder Gucci entworfen. Ein reiner Augenschmaus! → Tour 6
Jelissejewski - Prunkvoll: Hohe Decken, große Kronleuchter, reich verzierte Säulen: In diesem Umfeld ist jeder bereit, für die Pralinenschachtel ein paar Rubel mehr zu zahlen? → Tour 6
Natura siberica - Originell: Jahrelang quälten sich Männer mit der Frage, was sie ihren Frauen und Töchtern, Müttern und Schwiegermütter aus Moskau mitbringen können, hier ist die Antwort: Russische Naturkosmetik aus sibirischen Kräutern! Originell und nützlich, besser geht nicht. → Tour 6, Tour 8