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Unterwegs mit Thomas Schröder
Jahrgang 1960, geboren in Nürn­berg.­ Studierte Touristik in München und war schon seit frühester Jugend von Fern­weh geplagt. Als ausgedehnte In­ter­rail­touren und selbst eine halb­jäh­ri­ge Weltreise keine dauer­haf­te Ab­hil­fe schaffen konnten, ent­schloss­ er sich, die Passion zum Be­ruf zu ma­chen. Sein De­büt als Reise­buch­au­tor­ gab er 1991 mit „Sizilien“. Mit zahl­rei­chen Spanien-Titeln im Mi­chael Mül­ler Verlag blieb er seinem Fai­ble für Südeuropa treu. Nur der Wech­sel zwischen Italienisch und Spa­nisch macht ihm zu Be­ginn einer Re­cherchereise noch immer zu schaffen...
Eigentlich hatte es eine Tagestour von Lipa­ri nach Salina werden sollen. Doch dann kündigte sich Scirocco an. „Geh bes­ser nicht von Bord, sonst kommst Du hier nicht mehr weg. Die Aliscafi fah­ren schon nicht mehr“, warnte mich der Ma­tro­se Luigi, mit dem ich auf der Fahrt einen kleinen Schwatz gehalten hat­te. Ich blieb - und die Fähre mu­tier­te zum „Lumpensammler“, der außer­plan­mä­ßig auch noch Filicudi und Ali­cu­di an­lief, um dort ge­strandete Pas­sa­gie­re auf­zunehmen. Oh­ne einen Fuß an Land gesetzt zu ha­ben, war ich nach vie­len Stun­den wie­der auf Lipari. „So eine kleine Kreuzfahrt ist doch auch mal ganz schön“, ve­r­such­te sich Luigi als Tröster. Drei Jahre später sah ich ihn wieder. Diesmal soll­te es nach Strom­boli gehen, um später von dort die Heim­reise via Neapel an­zu­tre­ten. Dum­mer­weise fehlte auf mei­nem Son­der­erlaub­nis­schein für den Fahr­zeug­trans­port der Stempel des Bür­ger­meis­ters. Der ge­stren­ge Fähragent der SIREMAR hatte mich mit meinem Mo­tor­rad schon ab­ge­wiesen, da winkte mich Luigi zu sich heran und flüsterte: „Fahr schnell zum Sindaco! Ein paar Mi­nuten kann ich die Ab­fahrt schon noch ver­zö­gern!“ Viel Hoffnung hatte ich nicht, aber das Wunder ge­schah - der Bürger­meis­ter war tat­sächlich im Bü­ro und die Formalität in kürzester Zeit erledigt. Auf den al­ler­letzten Drü­cker rollte ich auf die wartende Fähre, Stem­pel und Un­ter­schrift im Ge­päck. Danke, Luigi!
Orientiert auf den Liparischen Inseln
Die Inseln im Profil
Eine vielfältige kleine Inselwelt: Sieben reizende Inselchen bilden den wun­der­schönen Archipel. Gemeinsam ist ihnen allen der vul­ka­ni­sche Ur­sprung, die zauberhafte Landschaft und kri­stallklares, absolut sau­beres Was­ser.
♦ Fläche: 114,7 km²
♦ Einwohnerzahl: ca. 14.700
♦ Bewohnte Inseln, geordnet nach Einwohnerzahl: Lipari, Salina, Vulcano, Stromboli, Panarea, Filicudi, Alicudi
♦ Gemeinden: Lipari (inkl. aller anderen Inseln mit Ausnahme von Salina); Santa Marina Salina, Malfa, Leni (alle drei auf Salina)
♦ Besucher pro Jahr: ca. 600.000
Die Liparischen Inseln sind ...
... Weltnaturerbe der UNESCO
Mit der Aufnahme in ihre berühmte Welt­erbeliste ehrt die UNESCO „einzig­arti­ge Natur­land­schaften, deren Unter­gang ein unersetzlicher Ver­lust für die ge­samte Men­schheit wäre“. Als welt­erbe­würdig erachtete die Organi­sa­tion ins­besondere die vul­kani­schen Phäno­me­ne auf den Inseln und ihre Be­deu­tung für die Forschung einst und heute. Er­freuli­cher­weise zieht die pres­tige­träch­tige Aus­zeichnung auch Konse­quen­zen nach sich, ver­pflich­tet sich der betreffende Staat (in die­sem Fall also Italien) doch zu fort­dauernden Schutz- und Erhaltungsmaßnah­men.
... Inseln der leisen Töne
Vom Massen­tou­ris­mus und seinen un­schö­nen Begleiterscheinungen blieb die Insel­gruppe ver­schont. Betten­burgen, Spiel­salons und Ham­burger­ket­ten? Nicht doch. Brüllender Verkehr, Dis­co­lärm bis in den Mor­gen? Keine Rede. Klei­ne Familien­hotels, freundli­che Gast­geber, köstliche Küche? Aber ja. Ein Meer, so klar und sauber, dass man noch in zehn Me­tern Wassertiefe die Fisch­schwärme blitzen sieht? Das auch. Weiterhin im Angebot: blu­men­ge­schmück­te Dörfer und ein bild­hüb­sches Städt­chen, nicht zu vergessen das Erbe einer jahrtau­sen­de­langen, my­thenum­wo­be­nen Geschichte.
... auch die Äolischen Inseln
Der Name „Isole Lipari“ geht auf den Au­sonierkönig Liparos zurück, einen der frühen Eroberer des Archipels. Die Grie­chen und nach ihnen auch die Rö­mer benannten die Inseln jedoch nach Äo­lus, dem Herrn der Winde: „Isole Eo­lie“. Bei­de Bezeich­nungen, „Liparische In­seln“ und „„Äolische Inseln“, haben ih­re An­hän­ger, wobei erstere Version ih­re Befürworter besonders auf der Insel Li­pari be­sitzt. Die Bewohner der an­de­ren In­seln nei­gen hin­gegen eher dem zwei­ten Na­men zu, der auch tat­säch­lich als die offi­ziel­le Bezeich­nung gilt. In die­sem Buch wol­len wir jedoch der Einfachheit hal­ber bei den im deut­schen Sprach­raum ge­bräuch­liche­ren „Liparischen Inseln“ blei­ben.
... ein Teil Siziliens
Gehören die Liparischen Inseln zu Si­zi­lien - oder sind sie doch eher ei­ne ei­gen­ständige Region für sich? Ad­mi­nis­tra­tiv ist die Ant­wort klar: Alle sie­ben Inseln zählen zur sizilianischen Metro­pol­region Mes­sina. Auch der örtli­che, ein­deutig sizilia­nisch gefärbte Dialekt und die typisch sizilianische Küche spre­chen für die Zu­ge­hö­rigkeit zur größ­ten Insel des Mittelmeers. An­de­rer­seits un­ter­schei­den sich die Inseln auf vielen Gebieten deutlich von der gro­ßen Nach­ba­rin. Die krassen sozialen Ge­gen­sätze Siziliens fin­den sich nur in sehr ab­ge­milderter Form, sichtbare Ar­mut, wie sie auf den Straßen der sizi­lia­ni­schen Städte so oft gegenwärtig ist, gibt es nicht. Wenn man al­so die In­seln zur großen Schwes­ter rechnen möch­te, und die Einwohner tun das, dann bil­den sie ge­wissermaßen das glück­li­che­re Si­zilien, man könnte viel­leicht auch sagen „Si­zi­lien light“.
... Inseln für Individualisten
Die Sette Perle, die „Sieben Perlen“, wie die Liparischen Inseln auch poe­tisch ge­nannt werden, lassen kaum einen Fe­rien­wunsch offen. Für Schnorch­ler, Tau­cher und Segler stellt der Archipel ge­ra­de­zu ein Do­ra­do dar. Kul­tur­ge­schicht­lich In­te­res­sierte mit einem Fai­ble für Vor­ge­schich­te und Antike wer­den ebenso fün­dig wie wan­derlustige Ent­decker­na­turen und Liebhaber der me­di­ter­ra­nen Kü­che. Und für In­di­vi­dua­listen mit äs­the­ti­schem An­spruch und dem Be­dürfnis nach ei­nem ent­spann­ten Le­bens­rhyth­mus gibt es inner­halb Eu­ro­pas ohnehin nur we­nig ver­gleich­bare Rei­se­ziele.
Die Schiffsverbin­dungen zwi­schen den ein­zelnen In­seln sind gut und er­mög­lichen Kombinationen ganz nach per­sön­li­chem Gusto. Al­ler­dings soll­te man nach Möglichkeit nicht zwi­schen Mit­te Juli und Ende Au­gust kom­men, wenn sich allein auf Lipari Zehn­tau­s­ende meist italienischer Fe­ri­en­gäste um Plät­ze in Ho­tels und Re­stau­rants rau­fen. Au­ßer­halb der Hoch­saison da­ge­gen ist je­de der Inseln ein Ge­dicht, sind Un­ter­kunfts­pro­ble­me ein Fremd­wort und die Strän­de weit­ge­hend leer.
Von Lipari bis Stromboli
Die Inseln im Überblick
Trotz vieler Gemeinsamkeiten weist doch jede der Inseln ihre ganz eigenen Charak­te­ris­ti­ka auf. Dem­entsprechend eignet sich auch nicht jede der „Sieben Per­len“ für jeden Ur­laubs­geschmack gleichermaßen.
Besonders reizvoll ist natürlicheine „Inselhopping-Reise“ mit Übernachtung auf verschiedenen Inseln. Wer nur auf einer der Inseln Quartier nehmen und die Nachbarn auf Schiffsausflügen besuchen will, ist mit Lipari am besten bedient.
Lipari - die vielfältige Insel
Das größte und bevölkerungsreichste Ei­land des Archipels ist seit al­ters her des­sen Hauptinsel. Land­schaft­lich aus­ge­sprochen vielseitig, besitzt Li­pari zwar nur relativ we­ni­ge Strände, doch fin­den sich unter ihnen einige sehr schö­ne Exemplare. Zu­dem verfügt Li­pa­ri über die einzige nen­nenswerte städ­tische An­sied­lung des Archipels mit einer großen Aus­wahl an Un­ter­künf­ten und regem ur­ba­nen Leben rund ums Jahr. Als Dreh­kreuz der Schiffs­ver­bin­dun­gen ist Li­pa­ri zu­dem das beste Standquartier für Ex­kur­sio­nen zu den Nach­barinseln.
Vulcano - die heiße Insel
Mit seinem schwar­zen Lava­sand­strand, dem damp­fen­den Kra­ter und den an­deren vulkanischen Phä­no­me­nen zieht Vulcano neben Feri­en­gä­s­ten auch viele Ta­ges­besucher an. Leider ging die tou­ris­tische Er­schlie­ßung anders als auf den übrigen Inseln nicht ohne ar­chi­tek­to­ni­sche Miss­grif­fe ab. Der betrof­fe­ne Be­reich macht jedoch nur einen Bruch­teil der Insel­fläche aus - auf der Hoch­ebe­ne von Piano zeigt sich Vul­cano von der grünen Sei­te. Als Ur­laubsstandort ist Vul­cano ein teures Pfla­ster, außer­halb der Sai­son zudem na­hezu men­schen­leer.
Salina - die grüne Insel
Das zweit­größ­te Eiland des Archipels ist wasserreicher als die übrigen Inseln, ent­sprechend üppig sprießt die Vege­ta­tion. Das Ge­biet um den Mon­te Fos­sa del­le Felci bil­det mit zahl­rei­chen Forst­we­gen ein Paradies für Wan­de­r­er. Da es der In­sel je­doch an Strän­den mangelt, zeigt sich Salina vom Frem­den­verkehr noch wenig be­rührt und gilt für Na­tur­lieb­haber und In­di­vi­dua­lis­ten fast noch als eine Art Ge­heim­tipp.
Filicudi - die traditionelle Insel
Fili­cudi zählt zu den entlegeneren und sel­tener be­such­ten In­seln des Archi­pels. Al­te Trep­penwege durch­zie­hen die hü­gel­rei­che Land­schaft, die weni­gen Dörf­chen ma­chen einen ver­schla­fe­nen Ein­druck. Die Ba­de­mög­lich­keiten sind rar, und die Quartiere las­sen sich an ei­ner Hand abzäh­len. Tages­aus­flüg­ler kom­men vor al­lem wegen des bron­ze­zeit­li­chen Hütten­dorfs von Capo Gra­zi­a­no und zu Boots­fahrten ent­lang der Küs­te mit ih­ren Fels­klip­pen, Natur­bö­gen und Mee­res­höh­len.
Alicudi - die stille Insel
Auf dem kaum über hundert Ein­woh­ner zäh­lenden Inselchen im äu­ßers­ten Wes­ten des Archipels gibt es nicht mal eine Stra­ße, den Transport über die Trep­pen­we­ge übernehmen Maul­tiere. Wen Stil­le, Ein­sam­keit und eine ru­di­men­tä­re In­f­ra­struk­tur schre­cken, ist hier fehl am Platz, doch hat Ali­cu­di ge­rade we­gen die­ser aus­ge­sprochen ent­spann­ten At­mo­sphä­re seine ein­ge­schwo­re­nen Lieb­ha­ber.
Panarea - die luxuriöse Insel
Die kleinste der Liparischen Inseln ist gleich­zeitig die exklusivste und wohlauch die optisch reizvollste. Mit ihren wei­ßen Würfelhäusern und dem üppi­gen Blumenschmuck fungiert sie im Hoch­sommer als per­fek­te Urlaubs­ku­lis­se für die fei­ne Ge­sell­schaft Nord­ita­liens. Folgerichtig ist Pa­na­rea auch die teu­erste Adresse des Ar­chi­pels. Zumin­dest ein Ta­ges­aus­flug lohnt sich aber alle­mal, locken doch nicht nur eine wirk­lich traumschöne In­sel, son­dern auch eine prä­his­to­ri­sche Siedlung in herr­li­cher Aus­sichts­lage sowie eine reiz­vol­le Strand­bucht.
Stromboli - die explosive Insel
Stromboli bietet das ein­drucks­vollste Schau­spiel, das auf den Inseln beob­ach­tet werden kann: Wer einmal den Vul­kan be­stie­gen und in tief­schwarzer Nacht den Feu­erzauber der Eruptionen be­staunt hat, wird die­ses Er­leb­nis nie mehr ver­ges­sen. Darüber hinaus glänzt Strom­bo­li mit hübschen kleinen Dör­fern, sehr gu­ten Strän­den aus schwar­zen La­vasand und einer ent­spann­ten At­mo­sphäre. Das Angebot an Un­ter­künf­ten ist recht breit, die Quar­tier­suche ver­läuft im Frühjahr und Herbst des­halb meist problemlos. Im Hoch­som­mer ist Stromboli dagegen oft aus­ge­bucht, im Winter fast al­les ge­schlos­sen.
Vorgeschichte und Antike
Erlebnis Kultur
Die ältesten Siedlungsspuren auf dem Burgberg von Lipari weisen in das mittlere Neoli­thi­kum um 5000 v. Chr., mithin in eine Zeit, als der Bau selbst der ältesten ägyptischen Py­ra­mi­den noch in weiter Ferne lag.
Obsidian, das dunkle und äußerst harte Gesteinsglas vulkanischen Ursprungs, ließ sich gut zu Waffen und Werkzeugen verarbeiten und war in vormetallischer Zeit eine Quelle großen Wohlstands der Inseln.
Zeugen langer Geschichte
Aufgrund ihrer Lage waren die Lipa­rischen Inseln über die Jahr­tau­sende hinweg immer wieder Opfer von Inva­so­ren und Piraten, die vieles un­wieder­bring­lich zerstörten. Manche der klei­ne­ren Inseln blieben wegen der steten Über­fälle lange Zeit sogar un­bewohnt.
Gleich­zeitig war der Archipel auch nie so be­deutend, dass Herrscher hier wirk­lich prächtige Bauten hätten er­rich­ten wollen. Normannische Kathe­dra­len in goldglänzendem Mosaik­schmuck, schwelgerische Barock­pa­läs­te oder griechische Tem­pel­städ­te wie auf Sizilien gibt es deshalb leider nicht zu bewundern. Hochklassige Mo­nu­men­te sind also nicht die Stärke der Insel­gruppe. Dennoch hat sich der Ar­chi­pel eine ganze Reihe von Re­lik­ten ins­besondere aus seinen Glanz­zei­ten in der Vor­geschichte und während der An­tike bewahrt, zu bewundern im Ar­chä­ologischen Museum von Lipari.
Museo Archeologico Regionale: Das im ehe­maligen Bischofs­palast und wei­te­ren Gebäuden im Umfeld der Kathe­dra­le untergebrachte Museum ist die be­deu­tendste Sehens­würdigkeit des ge­sam­ten Archi­pels und darf ohne wei­te­res zu den besten Museen seiner Art in ganz Italien gerechnet werden. Chro­no­lo­gisch und geographisch ge­glie­dert, prä­sentiert es in vorbildlicher Wei­se Ex­ponate von allen In­seln, de­ren zeit­licher Rahmen von der Stein­zeit bis ins Mit­tel­alter reicht. Frühe Fun­de bewei­sen, wie weit die Han­dels­be­ziehungen der Inseln bereits zur Bron­zezeit reich­ten. Glanzlicht ist je­doch die grie­chi­sche und römische Sek­tion, die den Ruhm des Museums be­gründet; zwei ih­rer besonderen Höhe­punkte sind eine Samm­lung grie­chi­scher Thea­ter­mas­ken sowie die Ab­tei­lung für Unter­was­ser­archäologie.
Reizvolle Kirchen
La Cattedrale: Die Kathedrale auf dem Fes­tungsberg von Lipari-Stadt steht auf uraltem heiligem Boden. Das mäch­ti­ge Got­tes­haus ist die wichtigste und größ­te der ins­ge­samt fünf überwiegend sä­ku­la­ri­sier­ten und teil­weise in den letz­ten Jah­ren res­tau­rier­ten Kirchen des Burg­bergs. Geweiht ist sie dem In­sel­hei­ligen San Bar­tolo, Na­mens­pat­ron et­wa der hal­ben männ­lichen Be­völ­ke­rung von Lipari. Die heutige Kathedrale steht im Zei­chen des Barock. Mehrfach um­ge­baut, erhebt sie sich an der Stelle einer im 16. Jh. von den Piraten Bar­ba­ros­sas zer­störten Vorgängerin. Ein­drucks­voll ist der Kreuzgang, der noch aus den An­fängen der alten Kathedrale im 12. Jh. stammt, nach einem Erd­be­ben jahr­hun­dertelang verschüttet lag und erst 1978 wiederentdeckt wurde.
Chiesa Vecchia: Das kykladenhafte klei­ne Kirchlein im Westen Liparis ist in ge­wisser Weise typisch für die Inseln - hübsch anzusehen, aber kunst­his­to­risch wenig spektaktulär. Atem­be­rau­bend hin­gegen präsentiert sich die Aus­sicht, die mit Ausnahme von Vul­ca­no al­le an­de­ren Inseln des Archi­pels um­fasst und bei gutem Wetter sogar bis Si­zilien und zum Vulkan Etna reicht.
Prähistorische Stätten
Terme di San Calogero: Die Ther­mal­anlage im Westen von Lipari stammt in ih­ren ältes­ten Gebäudeteilen aus der Zeit um 1500 v. Chr. und ge­hö­rt zu den äl­tes­ten bekannten Kuranlagen über­haupt. Leider waren die Thermen zu­letzt nicht mehr zu besichtigen, was sich jedoch auch eines Tages wieder än­dern könnte.
Capo Graziano: Das Hochplateau der klei­nen Halbinsel von Capo Graziano auf Filicudi beherbergt die runden Grund­mauern eines bron­ze­zeitli­chen Dor­fes, das um 2000 v. Chr. angelegt und einige Jahrhun­der­te spä­ter zerstört wur­de. Zwar gibt es außer Mauer­resten nichts Spek­ta­ku­läres mehr zu sehen, da fast alle Funde ins Archäologische Mu­seum von Lipari verbracht wurden, die schöne Aus­sicht und die eigen­tüm­li­che Atmosphäre lohnen jedoch den Aus­flug sehr.
Capo Milazzese: Auch auf dem wuch­ti­gen Felsrücken des Capo Milaz­zese im Sü­den von Panarea ent­stand wäh­rend der Bron­ze­zeit eine kulturell hoch­steh­en­de Siedlung, die Jahr­hun­derte später zer­stört wurde, und auch hier begeis­tert vor al­lem die fan­tas­tische Lage hoch über dem Meer.
Schwimmen mit Aussicht
Baden
Weiche Sandstrände sind selten. Wo vorhanden, erhitzt sich der meist schwar­ze Sand in der Sonne recht kräftig. Häufiger stören Kiesel, Steine und scharfe Fel­sen, mitun­ter auch Seeigel den arglosen Schwim­mer. Bade­schuhe sind dann für den Einstieg ins Wasser eine erhebliche Er­leich­terung.
Gemessen an der südlichen Lage beginnt die Badesaison auf den Inseln re­la­tiv spät. Erst Mitte Mai überschreiten die Wasser­tempera­turen die Bib­bergrenze von 20 Grad. Dafür bleibt das Meer bis weit in den Herbst hin­ein angenehm warm: Auch im Oktober kann man meist noch überall baden.
Für ein paar Strandtage zwischendurch
Der Wahrheit die Ehre: Für einen blo­ßen Strandurlaub lohnt es sich kaum, die Mühen der Anreise auf sich zu neh­men. Zum einen gibt es dafür eine Rei­he schneller und leich­ter zu errei­chen­der Ziele, zum anderen kön­nen die Lipa­rischen Inseln ohnehin nicht mit Para­diesstränden prunken. Dennoch fin­den sich auf fast je­der der Inseln net­te Plätze für ein paar Strand­tage zwi­schendurch. Ihren be­sonderen Reiz er­halten sie oft durch die Schön­heit der um­gebenden Landschaft.
Das Meer: sauber und glasklar
Von der Verschmutzung des Mittel­meers blieben die Inseln zum Glück bis­lang weitge­hend ver­schont. Fast über­all glänzen sie mit absolut klarem und sauberem Wasser. Bei einem Test wa­ren die Liparischen In­seln der Zei­tung Giornale di Si­cilia sogar einen „Os­car für Was­serqualität“ wert. Aber: Ist die Wasser­quali­tät selbst auch bestens, so ärgert doch gele­gent­lich der in Küs­ten­nähe herum­schwim­men­de Abfall. Mis­se­täter sind meist die Be­sat­zun­gen von Schiffen - oft genug wird der Müll ein­fach über Bord ge­kippt.
Gar nicht so selten ist von Stö­rungen durch Qual­len zu hö­ren. Da es keine fes­te „Quallen-Saison“ gibt, erkundigt man sich über die aktuelle Lage am bes­ten vor Ort.
Die schönsten Strände
Spiaggia della Papesca (Lipari): Der Haupt­strand von Lipari liegt nörd­lich des Orts Canneto und ist auch recht gut mit dem Bus oder zu Fuß zu er­reichen. Durch den Anstieg des Was­ser­spiegels sind es mittlerweile ei­gent­lich zwei Strän­de, die durch ein Kap ge­trennt wer­den und auch zwei ver­schie­dene Zu­gänge besit­zen. Der Un­ter­grund be­steht aus dun­k­len Kie­seln, das kris­tall­kla­re Was­ser wird schnell tief. Hübsch ist der Blick auf Panarea und Strom­boli. Einer der schönsten Strände des Archipels. Zur Saison sind Strand­bars in Betrieb.
Spiaggia Valle Muria (Lipari): Westlich von Lipari-Stadt erstreckt sich dieser wun­derbare Strand aus schwarzen Lava­kieseln und Steinen, teils auch aus Sand. Da er nur zu Fuß oder per Boot zu er­rei­chen ist, hält sich der Andrang meist in Grenzen. Beim Bad ge­nießt man ei­nen wun­derbaren Ausblick auf die Steilküste. Leider ist die Spiaggia seit Jahren wegen Steinschlaggefahr ge­sperrt, was freilich nicht jeden vom Be­such abhält.
Spiaggia delle Sabbie Nere (Vulcano): Groß ist die Auswahl auf Vulcano nicht, die Strände sind zudem oft sehr voll. Der Hauptstrand Spiaggia delle Sab­bie Nere erstreckt sich in einer weit ge­schwungenen Bucht bei der Ferien­sied­lung Porto di Ponente. Der schwar­ze Lavasand ist schön weich, der Blick hi­nüber nach Li­pari und auf den Dop­pelgipfel von Salina berü­ckend.
Spiaggia dell’Asino (Volcano): Praktisch an der gegenüberliegenden, Sizilien zu­ge­wandten Seite von Vulcano liegt die­ser bewirtschaftete kleine „Strand des Esels“, zu dem man ein Stück weit ab­stei­gen muss. Nette Atmosphäre, gute Aus­stattung.
Bucht von Pollara (Salina): Kein Strand im eigentlichen Sinn (Salina ist mit Strän­den ohnehin nicht gesegnet, hat aber andere Vorzüge). Ein wunderbarer Bade- und erst recht Schnorchelplatz ist die romantische Felsbucht unterhalb des Kapern-Dörfchens Pollara aber alle­mal.
Cala Junco/Cala degli Zimmari (Pana­rea): Auch die steinige Badebucht Cala Jun­co unterhalb des bron­ze­zeit­li­chen Hüt­tendorfs von Panarea gehört zu de n land­schaftlich heraus­ra­gen­den Ba­de­zie­len der Inseln. Zur Saison herrscht aller­dings oft recht re­ger Be­trieb, da der Strand auch von Ausflugsbooten an­ge­steu­ert wird. Im Sommer sehr gut be­sucht ist auch der ausnahmsweise helle Sand­strand der benachbarten Cala degli Zimmari, an dem es dann sehr voll wird.
Spiaggia di Piscità/Spiaggia di Scari (Strom­boli): Sehr schöne Strände, die sich wie eine Kette um den bewohnten Nord­osten der Insel ziehen, finden sich auf Stromboli. Die vielleicht reiz­volls­ten Abschnitte liegen hinter Piscità und süd­lich des Anlegers von Scari. Der Unter­grund besteht mal aus Sand, mal aus Kies. Immer aber ist er, ganz der vul­kanischen Herkunft getreu, tief­schwarz.
Bitte an Bord!
Der Weg auf die Inseln
Die relative Abgeschiedenheit des Archipels besitzt natürlich ihre Vor­zü­ge, doch gestaltet sich die Anreise dadurch nicht ganz un­kom­pli­ziert. In nur ei­nem Rei­se­tag auf die Inseln zu gelan­gen, ver­langt schon et­was Planung.
Milazzo, der Hauptfährhafen für die Liparischen Inseln, liegt mehr als 1600 Kilometer von München ent­fernt. An zweiter Stel­le steht Neapel, auch noch über 1100 Kilo­me­ter südlich der bayerischen Lan­des­hauptstadt gelegen. Ganz klar des­halb, dass das Flugzeug die schnells­te Form des ersten Abschnitts der An­rei­se dar­stellt.
Nur per Schiff zu erreichen
Vor dem Inselvergnügen gilt es erst ein­mal, die Tücken der Verkehrs­geo­gra­phie zu über­winden. Die Inseln be­sit­zen (zum Glück) keinen Flug­hafen. An einer Schiffsfahrt kommt man des­halb nicht vor­bei. Und damit beginnen auch schon die Schwierigkei­ten. Zwar exi­stiert eine gan­ze Reihe von Ab­fahrts­häfen, doch wird ein gu­ter Teil da­von selbst im Som­mer nur sehr mä­ßig und außerhalb der kurzen Som­mer­sai­son oft gar nicht bedient. Von Rei­sen­den am häufigsten genutzt wird des­halb der Hafen Milazzo, gefolgt von Nea­pel. Hier nur ein kurzer Abriss der Mög­lich­keiten, viele Details im Kapitel „Wich­ti­ge Zwischenstationen und Schiffs­ver­bin­dungen“.
Wichtige Häfen und Flughäfen
Milazzo: Vom sizilianischen Hafen Mi­laz­zo gibt es ganz­jäh­rig weit häufi­gere, schnel­lere und preis­güns­tigere Schiffs­ver­bin­dun­gen als von al­len anderen Hä­fen - entweder mit den flotten Trag­flü­gelbooten Aliscafi von Liberty Lines oder den langsameren, aber preis­güns­ti­gen Autofähren von Siremar und NGI.
Catania: Beim ersten Blick auf die Karte scheint Catanias Flughafen eher un­güns­tig zu lie­gen. Zwi­schen April und Sep­tember/Oktober jedoch kommt man von hier am schnellsten und un­kom­pli­zier­testen auf die In­seln (eine halb­wegs frü­he An­kunft des Fliegers vo­raus­gesetzt): Der Direktbus der Firma Giun­tabus fährt dann 2- bis 4-mal täg­lich vom Air­port zum mehr als 100 Auto­bahn­kilome­ter entfernten Fähr­ha­fen von Milazzo. Zusätzlich bie­ten auch private Gesellschaften den Trans­fer zwi­schen Flughafen und Mi­lazzo an. Au­ßer­halb des ge­nann­ten Zeit­raums oder bei zeit­lich nicht mehr passenden An­künf­ten am Air­port kommt man mit öf­fent­li­chen Ver­kehrsmit­teln zwar auch nach Mi­laz­zo (oder Mes­si­na), doch ist dabei, je nach den aktuel­len Bus­fahr­plä­nen, even­tu­ell mit einer Zwischen­über­nach­tung zu rech­nen.
Neapel: Nach Neapel sind oft relativ preis­günstige Flüge erhältlich; auch per Zug liegt die Hauptstadt Kampaniens zu­mindest ab Süddeutschland noch in er­träglicher Reichweite. Im Sommer bie­tet Neapels Hafen dank An­schlüs­sen per Tragflügel­boot der Gesellschaft Snav zumin­dest prinzipiell die Mög­lich­keit, vergleichsweise flott (wenn auch nicht billig) auf die Inseln zu ge­lan­gen. Al­lerdings lassen es die Fahr­plä­ne nicht immer zu, dass der schnel­le Mee­res­flitzer noch am Abflugtag er­reicht werden kann, zudem funktio­niert die Linie auch nicht im­mer zu­ver­läs­sig. Eine entspannte Al­ter­na­tive zum Tragflügelboot bil­det die ganz­jäh­rig zweimal wö­chen­t­lich verkeh­rende Au­tofähre der Siremar, die abends Nea­pel verlässt und mor­gens die Li­pa­ri­schen In­seln erreicht.
Palermo: Auch bei der Anreise über die Haupt­stadt Siziliens lassen sich die In­seln nur unter bestimmten Voraus­set­zun­gen an einem Tag erreichen. Die Rei­se kann zu­dem strapaziös werden, da eventuell mit mehrfachem Um­stei­gen und einer län­ge­ren Zugreise zu rech­nen ist. Trag­flü­gel­boote der Liberty Lines von Pa­lermo zu den Inseln ver­keh­ren nämlich nur im Hochsommer. Je nach Jahreszeit (und Ankunft des Flug­zeugs) muss man deshalb mög­li­cher­weise die bis zu vier­stündige Bahn­fahrt zum Ha­fen von Milazzo auf sich neh­men. Nach­teilig dabei wie­de­rum: So­wohl der Flughafen von Pa­ler­mo als auch der Bahn­hof von Milazzo lie­gen un­gün­stig weit außerhalb der je­wei­li­gen Stadt. Wer nicht schon am Vor­mit­tag in Pa­lermo gelandet ist, wird des­halb um eine Zwi­schenübernach­tung kaum he­r­um­kommen. Immerhin bie­tet die An­reise über Pa­ler­mo-Mi­laz­zo wenigs­tens ei­ne gewisse Fle­xibili­tät, da die Züge zwischen beiden Städten recht häu­fig verkehren.
Weitere, exotischere Anreise­mög­lich­keiten bestehen über die kala­bri­schen Flug­häfen Reggio di Calabria und Lamezia-Terme. Sowohl von Reg­gio di Cala­bria als auch vom Hafen Vi­bo Valen­tia Marina (etwa 35 km von Lamezia-Terme entfernt) gibt es jedoch nur im Hochsommer direkte Schiffs­ver­bin­dungen mit Tragflügelbooten der Liber­ty Lines. Selbst dann verkehren die Schiffe nur selten, ab Vibo Valentia Ma­ri­na sogar nur zweimal pro Woche.
Unterwegs auf den Liparischen Inseln
Lipari
Die ausgedehnteste, lebendigste und vielfältigste Insel des Archipels. Li­pa­ris wech­sel­volle Geschichte reicht über viele Jahrtausende zu­rück und ist in einem au­s­gezeichneten Archäologischen Mu­seum do­kumentiert.
Fläche: 37,6 Quadratkilometer; Länge et­wa neun Kilometer, maximale Breite et­wa sie­ben Kilometer. Bevölkerung: rund 10.500 Einwohner, ge­nannt Liparoti, von denen etwa die Hälfte in der Haupt­stadt lebt. Höchste Erhebung: Monte Chirica (602 m), dicht gefolgt vom Monte San An­ge­lo (594 m).
Das antike Meligunis ist die größ­te Insel des Archipels, mit einer Ein­woh­ner­zahl von rund 10.500 Personen gleich­zei­tig auch die mit weitem Ab­stand bevölkerungsreichste. Zum Ver­gleich: Selbst das frucht­bare Sa­lina zählt ge­rade mal 2500, Stromboli nur etwa 400 Ein­wohner. Auf Lipari woh­nen deutlich mehr Menschen als auf al­len anderen Inseln zusammen. Fol­ge­rich­tig bildet Lipari seit je­her die Haupt­insel der Gruppe, zu seiner Ge­mein­de gehö­ren alle anderen Inseln mit Aus­nahme von Salina. Li­pari verfügt über das ein­zige Krankenhaus der In­seln und ist Sitz mehre­rer Gymnasien.
Dank ihrer guten Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen, der umfassenden Infra­struk­tur und dem brei­ten Angebot an Quar­tie­ren und Restaurants drängt sich die Hauptinsel des Ar­chipels als Stand­quar­tier geradezu auf. Lipari bildet die beste Basis für Tagesbesuche auf den Nachbarin­seln, sei es per Linienschiff oder mit einem der zahlreichen An­bie­ter von Bootstouren. Deren Ausflugs­fahr­ten machen es leicht, die häufig von Land aus un­zu­gänglichen Küs­ten­stri­c­he des Archipels näher ken­nen­zu­lernen, Badestopps in ab­ge­lege­nen Buch­ten sind dabei oft einge­plant.
Lipari glänzt aber auch mit herr­li­chen Land­schafts­bildern und histori­schen Sehenswürdigkeiten. Strände gibt es zwar nicht gerade in Überzahl, doch fin­den sich hier immerhin zwei der schönsten der Inselgruppe. Vor al­lem aber kann die Insel als einziges Eiland des Archipels mit einer Ansied­lung auf­war­ten, die die Bezeichnung „Stadt“ verdient - einer ausgesprochen hüb­schen und durch­aus lebendigen dazu. Im Juli und August herrscht Hoch­be­trieb in Lipari-Stadt, und auch in den übrigen Monaten ist weit mehr los als auf den Nach­bar­in­seln. Den­noch ist Li­pa­ri keine Touristenhochburg, die nur vom Frem­den­ver­kehr lebt. Der Haupt­ort hat sich trotz reichlich vor­handener Bou­ti­quen und Sou­ve­nir­ge­schäfte seine Iden­tität weit­ge­hend bewahrt. Früh­mor­gens ent­laden Fi­scher am Hafen ihre Boo­te, am Abend füllt sich die Haupt­straße mit der tra­di­tio­nellen Pas­seggiata der Ein­hei­mi­schen. Ar­chi­tektoni­sche Ex­zes­se sind aus­ge­blie­ben, die weißen Häuser wachsen nicht mehr als höch­stens drei Stock­werke in den Him­mel.
Ruhiger gibt sich die zweit­größte Sied­lung der Insel. Das drei Kilo­meter von der Hauptstadt entfernte Canneto ist zwar vom Am­biente her mit Lipari-Stadt nicht zu vergleichen, verfügt aber über den einzi­gen Cam­ping­platz Lipa­ris und liegt auch näher an guten Strän­den. Weitere kleine Ort­schaf­ten, zum Teil nur aus weit ver­streuten Häu­sern bestehend, reihen sich ent­lang der 27 km langen Ring­straße, die im Osten und Nor­den küstennah, im Westen da­ge­gen insel­ein­wärts und hoch über dem Meer verläuft. Eine Tour entlang die­ser Insel­haupt­straße g­e­stal­tet sich höchst ab­wechslungsreich und ist un­be­dingt zu empfeh­len.
Landschaftlich zeigt sich Lipari aus­ge­sprochen vielfältig. Das überwiegend ber­gige In­selinnere ist vielfach mit dich­ter Macchia bewachsen und weit­ge­hend un­weg­sam. Bei Wanderungen im südlichen Bereich trifft man auf ver­ein­zelte Frucht­bäume und Wein­gär­ten, von denen einer sogar in einem er­lo­sche­nen Vulkan­krater angelegt wur­de. Nördlich der Hauptstadt erstreckt sich beim Dörf­chen Pirrera ein er­starr­ter Ob­sidianstrom, der bis hinab zu den Häu­sern von Canneto reicht. Ein Stück weiter im Nord­os­ten strahlt der schnee­weiße Bims­stein­hang des Monte Pilato so glänzend weiß, dass sein Anblick fast nur mit Son­nen­brille zu ertragen ist. Auf der gegenüber­lie­gen­den Seite der In­sel liegt das weite, bäuerlich ge­prägte Gebiet von Quattro­pani. Ganz in dessen Nähe leuch­tet in einer ehe­ma­li­gen Kaolingrube viel­far­big ge­schich­te­ter Stein. Hier an der steil ab­fallenden, fel­sigen und oft un­zu­gäng­lichen West­küs­te ist Li­pari ein­sam und fast men­schen­leer. Ebenen und damit landwirt­schaft­lich genutz­te Ge­biete fin­den sich ein­zig im Umfeld der Haupt­stadt und im Westen um die Streu­dörfer Piano­con­te und Quat­tro­pani.
Schöne Panoramen bietet die Insel gleich im Dutzend. Weithin bekannt ist die tatsächlich geradezu unglaub­li­che Aus­sicht vom Belvedere Quat­trocchi („Vier Augen“) auf das be­nach­barte Ei­land Vul­ca­no. Ebenso reizvoll ist der Blick auf die Meer­enge und die Kra­ter vom weit weniger fre­quen­tierten Alten Ob­servatorium an der Südspitze der In­sel, von der Haupt­stadt auf einer ange­nehmen Nach­mit­tagswanderung oder auch mit dem Fahrzeug leicht zu er­reichen. Und im Nor­den lockt an meh­re­ren Au­s­sichts­punkten ein Pan­orama, das gleich fünf der sechs Nach­bar­inseln umfasst. Lipa­ri - ein Fest fürs Auge.